18 October 2010
NGOs, Bill Gates und Selbstbestimmung
http://akkrise.wordpress.com/2010/10/15/ngos-bill-gates-und-selbstbestimmung/
NGOs, Bill Gates und Selbstbestimmung
http://abahlali.org//////node/2903, 22.11.2007
Weder der Marsch noch das Geld gehören uns
Die Telefone der Abahlali-SprecherIn haben pausenlos geläutet, JournalistInnen wollten etwas über die Demo der BarackenbewohnerInnen, die heute stattfinden sollte, wissen, und über die 10 Millionen Dollar für Wohnraum von der Gates-Foundation. Wir danken allen JournalistInnen für ihr Interesse. Das freut uns immer. Aber wir müssen einiges klarstellen. Die Demo ist nicht die unsrige, und das Geld ist auch nicht für uns.
Allein in eThekwini gibt es über 500 Barackensiedlungen und die Menschen, die in diesen Siedlungen leben, werden von vielen Organisationen vertreten. Wir sprechen nur für unsere Mitglieder in 34 Siedlungen. Wir arbeiten mit allen Organisationen zusammen, von denen wir annehmen, dass wir eine gemeinsame Basis finden können, aber wir sprechen für niemand außer uns. Die vielen anderen Organisationen sprechen alle für sich selbst. Und so sollte es auch sein.
Die Demo, die für heute angesetzt war, wurde von der South African Shack Dwellers’ Organisation (SASDO) organisiert, und nicht von Abahlali baseMjondolo. Wie auch bei Abahlali liegen ihre Wurzeln in einer Straßenblockade (Cato Manor) im Jahr 2005, und sie waren staatlicher Repression ausgesetzt, wobei Mitglieder von ihnen einige Zeit im Gefängnis University of Westville Prison verbracht haben. Aber anders als Abahlali haben sie sich dazu entschlossen, den Weg der Parteipolitik zu gehen. Das ist ihre Entscheidung, aber Abahlali ist nicht SASDO. Wir haben damit Schluss gemacht, Menschen über uns zu stellen und darauf zu vertrauen, dass diese für uns sprechen, bloss damit wir betrogen werden. Wir sprechen selbst für uns. Heute beabsichtigte SASDO, mit BarackenbewohnerInnen aus 5 Bezirken, darunter mit Leuten aus Cato Manor, Chatsworth und Chesterville, in die Stadt zu marschieren. Während wir diese Presseaussendung schreiben, wird uns mitgeteilt, dass SASDO von der National Intelligence Agency dazu überredet wurde, die Demo abzusagen, mit der Begründung, dass sie das Land in Hinblick auf 2010 [1] blamieren würde. Ihnen wurde stattdessen ein hochrangiges Treffen versprochen. Sie haben das akzeptiert, stehen aber immer noch wartend vor dem Rathaus.
Es gibt auch eine große Verwirrung zwischen Shack Dwellers’ International (SDI) und Abahlali baseMjondolo. Viele JournalistInnen rufen uns an und fragen uns, wie wir die 10 Millionen Dollar feiern, die SDI von der Gates Foundation erhalten hat.
Wir müssen hier etwas erklären. Ende letzten Jahres hatten wir ein Treffen mit der Wohnraumabteilung der Provinz. Wir setzten große Hoffnungen in dieses Treffen. Es fand statt nach einer großen Demonstration zu Mike Mabuyakulu, die zuerst (illegalerweise) von Michael Sutcliffe verboten wurde, später wurde dieses Verbot vom Gericht aufgehoben. Wir dachten, dass wir schließlich Gehör finden würden und dass dieses Treffen den Beginn eines Fortschritts markieren würde. Aber als wir hinkamen, begannen sie uns zu beschuldigen, dass wir mit einem Agenten eines ausländischen Geheimdienstes zusammen arbeiten würden, dass wir bezahlt würden, um das Land zu destabilisieren, und sie drohten uns mit Haft. Dann wurde uns erklärt, wenn wir uns regulär mit der Regierung treffen wollten, und Wohnraum erhalten wollten, müssten wir dem SDI beitreten. Die Anweisung war klar: bleibt selbstbestimmt, denkt für euch selbst, sprecht für euch selbst, und ihr werdet verhaftet, oder tretet dem SDI bei, seid folgsam, und ihr werdet belohnt. Wir weigerten uns, dem SDI beizutreten. Wir haben das im Radio vermittelt. Innerhalb von Tagen begannen die Verhaftungen und Schläge, und sie haben seither nicht aufgehört, obwohl wir gegenwärtig sogar gegen den Minister für Sicherheit und Sicherheit [2] gerichtlich vorgehen und obwohl wir zur Sydenham Polizeistation marschiert sind. Das Geld für SDI ist kein Geld für uns.
Am 25. Juli 2007 haben wir SDI getroffen, bei einer amerikanischen Radiostation genannt Radio Without Borders (das Interview steht im Internet). S’bu Zikode von unserer Bewegung erklärte, wie die Regierung im Umgang mit den BarackenbewohnerInnen in Südafrika scheitert. Dann kam Jockin Arputham, Präsidentin von SDI aus Indien an die Reihe, sie verteidigte die südafrikanische Regierung und erklärte den ZöhrerInnen, dass die Regierung SDI 280 Millionen Rand gegeben hätte. Dagegen gab es Widerspruch. Sie antwortete mit einem Versprechen, dass sie nach Südafrika fliegen werde und Lindiwe Sisulu aus Pretoria nach Durban bringen werde, um sich mit Abahlali zu treffen. Wir haben Lindiwe Sisulu immer noch nicht in unseren Siedlungen gesehen. Aber sie lobt SDI und SDI lobt sie, während sie die Leute von Joe Slovo (Kapstadt) wegen ihres Widerstands gegen Zwangsumsiedlungen bedroht und während wir in endlosen Feuern verbrennen, im Busch vergewaltigt werden, illegal aus unseren Häusern geräumt werden, obdachlos gemacht werden oder aus den Städten vertrieben und von der Polizei geschlagen werden.
Wir haben eine klare Analyse dazu, wozu das Geld, das unsere Regierung und die Gates Foundation an SDI gegeben haben, gut ist. Es stimmt, dass einiges davon für den Bau von Häusern verwendet werden wird. Aber mensch muss sich daran erinnern, dass es zwei Formen von Häusern gibt. Einige Häuser werden auf menschlichen Müllkippen außerhalb der Städte gebaut, und Menschen werden gezwungen, gegen ihren Willen in diese Häuser zu ziehen. In diesen Häusern verrrotten die Menschen manchmal nur. Diese Häuser sind für die Leute oft schlimmer als die Baracken. Sie sind eine Form von Unterdrückung, genau wie die Zwangsumsiedlungen in townships außerhalb der Städte unter der Apartheid eine Form der Unterdrückung waren. Andere Häuser werden gemeinsam mit den Menschen geplant und dort errichtet, wo die Menschen sie brauchen. In diesen Häusern können die Menschen wachsen. Wenn die 10 Millionen Dollar von Gates einige Häuser in der richtigen Art und Weise schaffen, werden wir sie als Früchte des langen Kampfes von Abahlali baseMjondolo, der Western Cape Anti-Eviction Campaign, der Landless People’s Movement und all der communities, die in den letzten Jahren Straßen blockiert haben und Proteste im ganzen Land organisiert haben, begrüßen. Diese Proteste haben eine derartige Krise hervorgerufen, dass die Regierung hier und ihre Unterstützer von außen begriffen haben, dass etwas geschehen muss. Deshalb werden diese Häuser Früchte des Kampfes sein, selbst wenn sie nicht an diejenigen vergeben werden, die gekämpft haben. Sie werden eine Belohnung für Gehorsam sein. So läuft das. Deshalb sehen wir das Risiko, dass diese Früchte des Kampfes dazu verwendet werden werden, Menschen in kämpfenden Bewegungen und Organisationen dazu zu bringen, ihre Autonomie aufzugeben und den Kampf einzustellen, was bedeutet, aufhören zu denken und aufhören das Recht der einfachen Leute einzufordern, die Zukunft unserer Städte zu planen.
Es ist offensichtlich, dass alle im Namen der Armen sprechen und handeln wollen, dass aber sehr, sehr wenige Organisationen mit den Armen sprechen wollen. Erst wollte die Regierung, dass die StadträtInnen für uns sprechen. Das ist meistens völlig schiefgegangen. Meistens haben die StadträtInnen für die Reichen in ihren Bezirken gesprochen. Wenn die Vereinigung der Grundsteuerpflichtigen BarackenbewohnerInnen aus ihrem Bezirk draußen haben wollte und die BarackenbewohnerInnen wollten, dass im Bezirk Häuser errichtet werden, haben die StadträtInnen mit der Vereinigung der Grundsteuerpflichtigen zusammengearbeitet, um die BarackenbewohnerInnen raus zu kriegen. Deshalb haben wir 2005 unsere StadträtInnen begraben. [3] Deshalb haben im ganzen Land die Menschen gegen die StadträtInnen demonstriert. Die StadträtInnen haben gegenüber den Armen versagt, und sie versagen immer noch gegenüber den Armen – eben jetzt arbeiten in Motala Heights sowohl der Bezirksvorsteher (Dimba) und der PR-Rat (Naranjee) mit dem Gangster Geschäftsmann Ricky Govender zusammen, um die Armen aus Motala Heights raus zu kriegen.
Da nun aber die StadträtInnen jegliche Glaubwürdigkeit verloren haben, lautet die neue Strategie vorzugeben, das SDI repräsentiere BarackenbewohnerInnen. Das tut es nicht. SDI ist eine internationale NGO, die eingebettet ist in die lokale und nationale Regierung und in internationale Organisationen wie die Weltbank und US Aid, die unserer Regierung die Politik gegen die Armen vorgeben, eine Politik, die im Namen der Armen durchgeführt wird. Wir möchten nicht, dass die StadträtInnen für uns sprechen, und wir möchten nicht, dass SDI für uns spricht. Die Lösung ist klar. Jede Siedlung im Land muss in der Lage sein, ein Komitee zu wählen, und dieses Komitee muss diese Siedlung in ihren Verhandlungen mit der Regierung vertreten. Dann kann der Wohnraumplan für diese Siedlung zwischen den Menschen dieser Siedlung und der Regierung verhandelt werden. Wenn Siedlungen sich auf Grundlage gemeinsamer Vorstellungen vereinigen möchten, können sie das machen. Das ist Demokratie. Wir möchten klar ausdrücken, dass unser Wohnraumministerium und die Gates Foundation, indem sie vorgeben, dass SDI die Stimme der BarackenbewohnerInnen sei, und indem sie ihr das ganze Geld geben, die Demokratie von unten unterminieren, die die echte Demokratie ist, die BarackenbewohnerInnen aufbauen und deren Anerkennung sie fordern.
Abahlali baseMjondolo wurde von BarackenbewohnerInnen für BarackenbewohnerInnen gegründet, als Leute in der Kennedy Road-Siedlung nach 10 Jahren völligen Misserfolgs bei der Arbeit über Behördenkanäle beschlossen, eine Straßenblockade zu organisieren. Das war am 19. März 2005. Wir hatten erkannt, dass “Teilnahme der Öffentlichkeit” bloß ein Weg war, uns zu bluffen und uns weich zu klopfen, indem sie uns demobilisierte. Deshalb haben wir beschlossen, zur Massenpolitik zurückzukehren, der Politik der Straße, der Politik ganzer communities, die denken und diskutieren. Wir nannten das eine lebendige Politik.
Wir waren immer eine Organisation, die auf demokratischer Mitgliedschaft beruht, die niemand außer unseren Mitgliedern verpflichtet ist. Es stimmt, dass einige NGOs versuchten, die Kontrolle über unsere Organisation zu erlangen. Eine NGO versuchte, bei einer unserer Presseaussendungen die Kontaktpersonen auszutauschen und zu entscheiden, wer uns auf einer internationalen Konferenz vertreten sollte! Aber so wie wir die StadträtInnen abgelehnt haben, lehnten wir die NGOs und ihr Geld ab. Wir sind an keiner Politik, selbst wenn sie sich sozialistisch nennt, interessiert, die verlangt, dass sie für uns denkt und spricht. Wir werden es nicht zulassen, dass wir in unseren Kämpfen marginalisiert werden! Deshalb haben die StadträtInnen und die NGOs sich verbündet, um uns als Kriminelle zu denunzieren und jede Menge Lügen über uns zu erzählen. Unser Verbrechen war, dass wir für uns selbst gedacht und gesprochen haben. Aber wir haben unsere Würde und unsere Unabhängigkeit bewahrt, und jetzt sind wir viel größer und stärker als jemals zuvor. Wir arbeiten mit NGOs, die mit uns und nicht für uns sprechen möchten, die uns aber nicht anführen wollen, zusammen. Sie sind bei irgendeinem unserer Projekte unsere Partner, Projekte, die wir ausgesucht haben, und die von den Diskussionen bei unseren Treffen kontrolliert werden. Dieselbe Form von Beziehung haben wir mit fortschrittlichen KirchenführerInnen der verschiedensten Kirchen. Wir ersuchen auch den Staat, mit uns und nicht für uns zu sprechen. Wir glauben nicht, dass Planung den ExpertInnen überlassen werden soll. Wir sagen, jedeR kann denken. Wir glauben an die Planung der Menschen. Wir glauben, dass das echte Demokratie ist.
Wir haben unsere eigene Universität aufgebaut, und durch unsere Studien an unserer Universität haben wir entdeckt, dass das Subventionssystem, das dazu dient, Häuser für die Armen in Südafrika zu bauen, aus Chile kommt, wo es von AbsolventInnen der University of Chicago [4] entwickelt wurde. Der Grund dafür, warum die AkademikerInnen in Amerika die Politik für Chile machten, war, dass ihre Regierung sich mit den Reichen in Chile verbündet hatte, um die Armee dazu zu bringen, den gewählten Präsidenten zu ermorden und das Land in Besitz zu nehmen (es ist ein wenig so, wie es die USA in Haiti gemacht haben). Und von dort aus hat die Weltbank dieses System rund um die Welt verbreitet. Das erste Problem mit diesem System ist, dass es in Verländlichung mündet. Häuser werden außerhalb der Städte gebaut, weil das Land dort billig ist. Was die Armen zur Zeit brauchen ist, dass die Regierung Land in den Städten enteignet. Wir sind auch draufgekommen, dass das berüchtigte und gefürchtete Slum Clearance Programm [5] von Allianz der Städte [6] kommt, und dass die Allianz der Städte ein Projekt der Weltbank und der Vereinten Nationen ist, das von USAID [7] unterstützt wird. Diese Leute wollen uns aus den Städten raustreiben an Orte ohne Hoffnung wie Park Gate und Delft. Asiyi ePark Gate! Asiyi eDelft!
Nun sehen wir, dass SDI die volle Unterstützung der Weltbank und von USAID hat. Wir sehen, dass SDI offizielle Partnerschaften mit der Gemeinde eThekwini und der nationalen Wohnraumabteilung hat. Wir sehen, dass unsere Regierung Millionen an SDI vergibt. Wir sehen, dass die Gates Foundation Millionen an SDI vergibt. Gleichzeitig sehen wir, dass unabhängige Massenorganisationen wie Abahlali, wie die Western Cape Anti-Eviction Campaign und wie die Landless People’s Movement ständig mit polizeilichem Vandalismus konfrontiert sind. Unschuldige Menschen werden von kriminellen PolizistInnen angegriffen, weil sie es wagen selbst zu denken und über ihre Situation zu sprechen.
Wir sehen, dass während die Volksorganisationen sich gegen Zwangsumsiedlungen, gegen Barackenbrände, gegen Zwangsverländlichung, gegen das Slumgesetz, den Mangel an Toiletten, die Vergewaltigungen, Polizeigewalt und die neue Hölle der Transitlager aussprechen, SDI nichts zu diesen Übeln sagt, und nur die Lobhudeleien der Regierung rausbringt. SDI bleibt ruhig, wenn wir geschlagen werden, zweifelt uns aber an, wenn wir die Regierung kritisieren! Deshalb, weil sie Teil der Regierung sind, und weil ihr Geld von den selben Leuten kommt, die unserer Regierung die Politik gegen die Armen verpasst haben, und ihnen dann die „internationale Anerkennung“ dieser Politik verliehen haben.
So wie einige NGOs uns in ihre Struktur zwingen wollten, damit sie uns kontrollieren können, ist es klar, dass unsere Regierung, und die Menschen, die ihre Politik bestimmen, wie die Weltbank und USAID, uns in ihre Strukturen zwingen möchten, damit sie uns kontrollieren können.
Unsere Antwort ist klar. Wir haben zwei Möglichkeiten. 1) Wir denken und sprechen und agieren und planen für uns selbst und haben die Chance, geschlagen und verhaftet zu werden. 2) Wir sind nette Jungs und Mädels und schließen uns SDI an und haben eine Chance, ein Haus zu bekommen.
Das ist keine Möglichkeit. Wir können die Demokratie, die wir aufgebaut haben, nicht aufgeben. Wir sind den Weg bereits zu weit gegangen. Wir haben auf diesem Weg zu viel gelernt.
Wir haben auch viel von unseren GenossInnen in anderen Organisationen und in Brasilien und Haiti und der Türkei gelernt. Unsere FreundInnen erzählen uns, dass es in Argentinien der Regierung gelungen ist, die Piquetero-Bewegung [8] in zwei Bewegungen (gegen und für die Regierung) zu spalten, vor allem auf Basis „ökonomischer Versuchung“ auf unterschiedliche Weisen. Sie erzählen uns, dass in Brasilien die sehr wichtige Bewegung der landlosen LandarbeiterInnen (MST) mittels einer massiven Verteilung von kleinsten Beträgen Geld an Organisationen, die loyal gegenüber Lula sind, geschwächt wurde. Sie erzählen uns, dass diese Form von Politik sich bei der Unterminierung der Mobilisierung für eine Landreform als effizienter erwiesen hat, als andere in den letzten Jahrzehnten durchgeführte Maßnahmen (selbstverständlich inklusive Repression). Unsere GenossInnen in der LPM [9] erzählen uns, dass als die Bewegung in Mpumalanga stark wurde, die Regierung mit ihren eigenen sozialen Bewegungen kam, um kleine Stücke Land zu verteilen und sicher zu stellen, dass die GenossInnen der LPM nichts davon erhielten, mit dem Ergebnis, dass in denselben communities die LPM geschlossen wurde und der Kampf um Landreform einen Rückschlag erhielt.
Wir haben für heute keinen Marsch geplant und wir feiern nicht die 10 Millionen Dollar der Gates Foundation. Heute werden wir unsereN göttliche AnwältIn konsultieren wegen der anhaltenden Einschüchterung der BarackenbewohnerInnen in Motala Heights durch den berüchtigten Ricky Govender, heute werden wir strategische Diskussionen darüber führen, wie wir die Sydenham 14, die Kennedy 6 und die Philani Zungu in- und außerhalb des Gerichts verteidigen, heute werden wir uns gegen die (illegalen) Räumungsdrohungen in Arnett Drive organisieren, heute werden wir darüber sprechen, wie wir unseren Kampf gegen Feuer und für Stromanschlüsse voran bringen, heute werden wir die vier Baracken, die letzte Nacht in Foreman Road niedergebrannt sind, wieder aufbauen, heute planen wir unseren nächsten Abschluss an der Universität von Abahlali baseMjondolo, heute planen wir unsere AGM [10], heute werden wir an unserem Buch arbeiten, das bald von Africa World Press veröffentlicht werden wird, heute werden wir Strategien gegen die Vergewaltigungen, die nachts im Busch vorkommen, wenn es keine Toiletten für Frauen gibt, diskutieren, heute haben wir Blumen vor der Kinderkrippe in Kennedy Road gepflanzt.
Heute ist einfach ein ganz normaler Tag in unserem Kampf.
Der Marsch ist nicht unserer. Das Geld ist nicht für uns. Unser Kampf ist unser. Unser Kampf geht weiter. Unser Kampf ist für Land und Wohnraum in demokratischen Städten.
Weitere Informationen: System Cele 0731033437, Mashumi Figland 0725274600
Zur Dokumentation: SDI Pressemitteilung
Veröffentlicht am 22.11.2007
Die Gates Foundation gibt den Organisationen der BarackenbewohnerInnen in Südafrika 10 Millionen US-Dollar, um den städtischen Armen zu helfen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern
Die Bill & Melinda Gates Foundation wird der südafrikanischen NGO Slum-/BarackenbewohnerInnen International (SDI) 10 Millionen US-Dollars zur Verfügung stellen, um die städtischen Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu unterstützen, ihre Wohnungen, Wasser- und Sanitäranlagen zu verbessern.
Es ist das erste Mal, dass eine große US-Stiftung eine bedeutende Summe zur Verfügung stellt, um der Armut in diesen Regionen zu begegnen. Die Beihilfe ist weiters unüblich, weil sie direkt an die Graswurzelorganisationen geht, die sich unter dem Schirm der SDI versammeln, und es diesen ermöglicht, ihre Lebensbedingungen und ihre Fähigkeiten, mit Regierungen zu verhandeln, um Landrechte zu sichern, zu verbessern
Das Sekretariat von SDI befindet sich in Kapstadt in Südafrika. Ihr lokaler Ableger, die Föderation der städtischen Armen (FEDUP), hat seit 1995 über 13.000 Wohneinheiten gebaut und weiteren 20.000 Familien die Sicherheit eines Besitztitels über ihr Land verschafft. SDI und FEDUP haben im Mai 2006 eine gemeinsame Absichtserklärung mit der Wohnraumabteilung in Südafrika unterzeichnet. Nach diesem Abkommen hat das Ministerium zugesagt, Subventionen über 280 Millionen Rand an die Föderation zu gewähren.
Sheela Patel, Vorsitzende von SDI, sagt: “Diese Zuwendung dient dazu, die Fähigkeit der armen communities, ihren Gemeinden, Regierungen und internationalen Entwicklungsagenturen zu zeigen, dass selbstorganisierte communities der Armen Partner beim Ansprechen der städtischen Armut sind, zu stärken. Diese Unterstützung wird dabei helfen, den lokalen Dialog und lokale, nachhaltige Lösungen zu schaffen.“
Bis heute haben diese Graswurzelgruppen über 200.000 Häuser gebaut oder verbessert. Weltweit lebt aber rund eine Milliardee Menschen in Slums oder Baracken, von denen es den meisten an sauberem/sicherem Wasser und Toiletten mangelt.
Diese Arbeit muss dringend verstärkt werden. Die städtischen Armen sind es leid, darauf zu warten, dass Regierungen ihren Bedürfnissen nachkommen. Sie sind dazu bereit und willens, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, aber sie brauchen finanzielle Unterstützung, um das tun zu können.
“Es sind die Armen, die die Lebensbedingungen der Städte verändern werden”, sagt Jockin Arputham, Präsidenten von SDI und Gründerin der National Slum Dwellers Federation in Indien. „Diese Zuwendung an SDI seitens der Gates Foundation hat enormes Potential zu zeigen, wie Städte sowohl für die Armen als auch für die Reichen arbeiten können.“
Ausgaben aus dieser Zuwendung werden dafür verwendet werden, die Aktivitäten der Föderationen von informellen Gruppen, die von Slum- oder BarackenbewohnerInnen gebildet wurden, um kollektiv Geld zu sparen und ihre Nachbarschaften zu verbessern, indem Landrechte gesichert werden, Toiletten installiert werden, die Wasserversorgung verbessert wird und in manchen Fällen Häser gebaut werden, zu unterstützen.
Die Verbesserung der physischen Infrastruktur ist die Hälfte des Kampfes. Die städtischen Armen brauchen die Sicherheit, die mit dem Wissen darum kommt, dass sie das Recht haben, dort zu leben, wo sie sind. Es ist einfacher, mit der Regierung zu verhandeln, um diese Rechte zu erwerben, wenn die Behörden die Verbesserung sehen können, die die Föderationen gemacht haben, vor allem weil diese üblicherweise billiger und qualitativ besser sind als alles, was lokale Vertragspartner schaffen können.
“Diese Zuwendung ist ein Durchbruch für SlumbewohnerInnen, ihre Träume wahr werden zu lassen und die Gelegenheit zu finden, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Rose Molokoane, Vorsitzende der Südafrikanischen Föderation der städtischen Armen (FEDUP) und Mitglied des SDI-Vorstands.
Nationale und lokale Regierungen in Ländern wie Brasilien, Malawi, Namibian, den Philippinen, Südafrika, Thailand und Zambia haben die Rolle der Föderationen erkannt und mit ihnen als Partner bei der Stadtentwicklung zusammengearbeitet. Aber noch öfter betrachten Regierungen die städtischen Armen mehr als Problem denn als Teil der Lösung.
“Die meisten Regierungen und Hilfsorganisationen widmen der städtischen Armut immer noch wenig Aufmerksamkeit“, sagt Diana Mitlin von der Human Settlement Group von IIED [11]. „Und wenn sie das tun, dann um professionell gestaltete Programme zu finanzieren, die damit kämpfen, dieses Problem auf angemessene Weise anzugehen.“
“Mit dieser Zuwengung schickt die Gates Foundation ein dringend benötigtes Signal an solche Agenturen, ihren Zugang zu überdenken. Diese Zuwendung wird die Bandbreite, auf der nationale Föderationen operieren können, stark erweitern und das Wachstum neuer Föderationen unterstützen.“
Die Zuwendung der Foundation an SDI ist Teil des Portfolios für Besondere Initiativen ihres Global Development Progamms, das mit motivierten Partnern auf Grundlage konzentrierer Strategien zusammenarbeitet, um die Möglichkeiten für Menschen in den Entwicklungsländern, sich selbst aus Hunger und Armut zu erheben, zu verbessern.
Zuwendungen aus den Besonderen Initiativen erlauben es der Foundation, überwältigende, spezifische Möglichkeiten zu unterstützen, um die Entwicklung zu fördern und neue Zugänge kennenzulernen, die die Strategien und Unterstützungsgewährungen des Global Development Programms verbessern.
Die Foundation wird ebenso die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Umgang mit einer Anzahl von Institutionen – darunter Gemeindeverwaltungen und nationale Regierungen, die für die armen städtischen communities verantwortlich sind – teilen, um zu zeigen, wie die Armen eher aktive PartnerInnen denn HilfsgelderempfängerInnen werden können.
“Wir freuen uns, SDI und den Urban Poor Fund [12] unterstützen zu können“, sagte Charles Lyons, Direktor der Spezialinitiativen des Global Development Programms der Gates Foundation.
“Diese Zuwendung wird es SDI erlauben, ihr bewährtes und nachfrageorientiertes Modell zu erweitern und neue, innovative Wege zu entwickeln, den städtischen Armen eine effektive Stimme in ihren communities und Nationen zu geben.”
SDI hat Zweigstellen von BarackenbewohnerInnen in 33 Ländern des globalen Südens, darunter in 17 afrikanischen Ländern. (www.sdinet.org)
Selbstdarstellung
Über SDI
SDI ist eine Allianz von Volksorganisationen und NGOs, die nach neuen und anderen Wegen der Beseitigung von Obdachlosigkeit, Landlosigkeit und Armut sucht. Das Netzwerk wurde 1996 gegründet und baut auf bestehenden Beziehungen zwischen Föderationen in Kambodscha, Indien, Namibia, Nepal, Südafrika, Thailand und Simbabwe auf. Nun umfasst es 18 angeschlossene Föderationen von Graswurzelorganisationen in 15 weiteren Ländern.
Der International Urban Poor Fund wurde von IIED und SDI 2001 geschaffen, mit Unterstützung des Sigrid Rausing Trust [13] geschaffen und hat zusätzlich Unterstützung erhalten vom Big Lottery Fund und dem Allachy Trust.
Unser Ziel mit der neuen Zuwengung ist, den International Urban Poor Fund zu “vergrößern”. SDI wird demnächst einen unabhängigen Fonds mit Anfangsunterstützung durch Sida und USAID für ein Programm genannt Cities Alliance gründen. Das internationale Direktorium das Fonds wird MinisterInnen von Brasilien, Südafrika und Sri Lanka beinhalten.
Bisher hatte keine andere bedeutende US-Stiftung Unterstützungsprogramme für die städtische Armut im globalen Süden. Einige, wie die Ford Foundation, unterstützen derartige Arbeit indirekt durch Regierungsprogramme. Andere, wie die Rockefeller Foundation, erwägen die Schaffung von städtischen Programmen.
Über die Bill & Melinda Gates Foundation
Geleitet von dem Glauben, dass jedes Leben den gleichen Wert hat, arbeitet die Bill & Melinda Foundation daran, allen Menschen dabei zu helfen, ein gesundes, produktives Leben zu führen. In Entwicklungsländern konzentriert sie sich darauf, die Gesundheit der Menschen zu verbessern und ihnen die Chance zu geben, sich selbst aus Hunger und extremer Armut zu erheben. In den USA versucht sie sicher zu stellen, dass alle Menschen – vor allem diejenigen mit den wenigsten Ressourcen – Zugang zu den Möglichkeiten, die sie brauchen, um in der Schule und im Leben zu bestehen, erhalten. Beheimatet in Seattle, wird die Stiftung von der Vorsitzenden Patty Stonesifer und dem Stellvertreter William H. Gates Sr. Geleitet, unter der Direktion von Bill und Melinda Gates und Warren Buffett. Siehe http://www.gatesfoundation.org/
Anmerkungen der ÜbersetzerInnen:
1) Gemeint ist die Fußball-WM
2) Minister für safety and security
3) In Form einer symbolischen Aktion
4) Die „Chicago-boys“ sind die ideologischen Begründer des Neoliberalismus, der im nationalen Rahmen erstmals nach dem Putsch gegen die Regierung Allende am 11.9.1973 erprobt wurde.
5) Programm zur Eliminierung der Slums
6) Cities Alliance
7) USAID ist ein als Hilfsorganisation getarnter Teil der US-amerikanischen Geheimdienststruktur, siehe dazu z.B. den Film „Der unsichtbare Aufstand“ von Costa Gavras über die Tupamaros in Uruguay.
8) Bewegung der Arbeitslosen, die traditionell mit Straßenblockaden ihren Forderungen Nachdruck verleiht.
9) Landless People’s Movement
10) Jährliche Mitgliederversamlung, oberstes Gremium von Abahlali baseMjondolo
11) International Institute for Environment and Development, eine weitere weltweit agierende NGO (www.iied.org)
12) Fonds der städtischen Armut
13) 1995 gegründete, in London ansässige Stiftung zur Unterstützung der internationalen Bewegung für Menschenrechte. 2010 mit einem Budget von 20 Millionen britischen Pfund ausgestattet. www.sigrid-rausing-trust.org