Bewegung der Landlosen in Soweto angegriffen

http://akkrise.wordpress.com/2010/05/26/bewegung-der-landlosen-in-soweto-angegriffen/

Bewegung der Landlosen in Soweto angegriffen

Die Bewegung der Landlosen (LPM) in Soweto, Johannesburg, wurde angegriffen. Im September letzten Jahres wurden ihre Partner innerhalb der Allianz der Armen („Poor People’s Alliance“, PPA), Abahlali baseMjondolo (AbM) in Durban angegriffen. Es gibt immer erst lückenhafte Informationen darüber, aber es könnte sein, dass diese Angriffe Teil eines harten Durchgreifens des ANC (African National Congress, Regierungspartei) gegen die Volksbewegungen sind.

Dringend: Mitglieder der LPM und BarackenbewohnerInnen in Protea Süd, Soweto, wurden angegriffen

Hier eine akute Benachrichtigung und Solidaritätsbezeugung über die LPM und andere BarackenbewohnerInnen von Protea Süd, Soweto. Sie beruht auf telefonischen Informationen und direkten Gesprächen mit Mitgliedern der LPM nach den gewalttätigen Angriffen auf sie letzte Nacht. Es scheint immer noch einige Verwirrung zu geben, und die Einzelheiten sind noch unklar. Sobald verfügbar, werden weitere Infos über die aktuelle Situation folgen, ebenso – falls notwendig – Korrekturen.’

Am Abend des 23. Mai (Sonntag) 2010 versuchte eine Gruppe von Männern, die Baracke der Vorsitzenden der LPM, Maureen Mnisi, in der informellen Siedlung Protea Süd, Soweto, niederzubrennen. Sie hielt sich zu dieser Zeit im Haus auf und hatte Glück, lebendig zu entkommen, weil ihr Sohn über die Angreifer stolperte und sie verjagte.

Zirka um 20 Uhr am selben Abend sprang eine Gruppe von fünf Männern – drei von ihnen waren angeblich mit Gewehren, einer Machete und einer Hacke bewaffnet – über den Zaun um die Hütte eines weiteren LPM-Mitglieds und ZACF-Unterstützers (siehe Erläuterungen). Sie trommelten gegen die Tür und verlangten, „den Hausherren“ zu sehen. Als sie dachten, die Angreifer würden die Tür einschlagen, versteckte sich der Genosse und seine Partnerin öffneten die Tür in der Hoffnung, die Angreifer von ihren Plänen abzubringen. Diese leuchteten die Hütte mit einer Taschenlampe aus, konnten aber nur die beiden kleinen Kinder des Paares in ihren Betten schlafend vorfinden, und meinten „akekho“ – er ist nicht da. Dann schlugen sie die Genossin, die geöffnet hatte und erklärten ihr, sie solle ihrem Lebensgefährten mitteilen, dass sie zurück kommen würden. Aus Angst um ihre und ihrer Kinder Sicherheit waren diese GenossInnen gezwungen, ohne ihr Hab und Gut aus der community zu fliehen.

Danach trieb sich die Gruppe bewaffneter Männer (Es ist unklar, ob dieselbe Gruppe von Männern für all diese Angriffe verantwortlich ist, oder ob mehr als eine Gruppe gleichzeitig agierten) angeblich um die informelle Siedlung herum und griff Leute an. Ein community-Mitglied wurde möglicherweise umgebracht, und mindestens ein weiteres ist immer noch im Spital. Die Menschen, die sich während des Überfalls versteckten, behaupteten, dass diese bis Mitternacht andauerten, während Ambulanzen kamen und Leute ins Spital brachten. Bisher ist nicht bekannt, wieviele Menschen bei den Angriffen verletzt wurden oder wie viele geflohen sind.

LPM-Mitglieder sind sich sicher, dass die Angreifer von Leuten aus dem „Bond House“ in der Umgebung dirigiert worden sind, denn es bestehen seit längerem Spannungen zwischen den BarackenbewohnerInnen und den Inhabern des bond house wegen illegaler Wiederherstellungen von Stromanschlüssen und Zwangsumsiedlungen – einige Leute vom bond house möchten, dass die informelle Siedlung zwangsumgesiedelt wird (wie es die Regierung seit Jahren versucht), um die Preise für ihre Grundstücke in die Höhe zu treiben. Die LPM stand in vorderster Front beim Widerstand gegen diese Zwangsumsiedlungen und bei der Organisierung der Wiederherstellungen von Stromanschlüssen. Wir glauben, dass das der Grund ist, warum unsere Mitglieder angegriffen wurden.

Die LPM und andere BarackenbewohnerInnen treffen sich heute Nachmittag um 16 Uhr im Peacemaker Park in Protea Süd, um über eine Antwort zu beraten. Sie hoffen auf die Teilnahme und Unterstützung von so viel VertreterInnen und AktivistInnen von so vielen verschiedenen sozialen Bewegungen wie möglich.
Volle Solidarität mit der LPM und den BarackenbewohnerInnen von Protea Süd!
Ein Angriff auf eineN ist ein Angriff auf alle!

Veröffentlicht von Zabalaza Anarchist Communist Front (ZACF) im Namen und in Solidarität mit den GenossInnen von LPM Protea Süd und den angegriffenen BarackenbewohnerInnen.

Weitere Informationen:
ZACF, Postnet Suite 47, Private Bag X1, Fordsburg 2033
zacf@zabalaza.net

Erläuterungen der ÜbersetzerInnen
ZACF = Zabalaza Anarchist Communist Federation, eine Föderation von anarcho-kommunistischen Organisationen in Südafrika. Laut einer Selbstdarstellung „setzen sich die Gruppen der Föderation aus Schwarzen und Weißen, mehrheitlich aus der Arbeiterklasse stammenden Menschen zusammen, einige von ihnen sind arbeitslose StudentInnen. Derzeit ist das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen ziemlich ausgeglichen, aber es gibt bedeutend mehr schwarze Menschen in ‚besetzten Lagern’ und townships, die an Anarchismus interessiert sind, als Weiße, die in den Vorstädten wohnen. Ein typisches Mitglied ist wohl um die 20 Jahre alt, Gelegenheitsarbeiter und männlich. Wir erwarten, dass die Anzahl weiblicher Mitglieder steigen wird, weil unsere community-Projekte ihre Arbeit anerkennen, und wir hoffen auch, auf Indigene eine Anziehungskraft ausüben zu können.“ (Laut Wikipedia.org)