Kampf gegen Räumungen im post-Apartheid Südafrika: Der Fall von Mandela Park, Khayelitsha

Kampf gegen Räumungen im post-Apartheid Südafrika: Der Fall von Mandela Park, Khayelitsha

Martin Legassick, South African Labour Bulletin, 27, 6, December 2003. (trans. Werner Gilits)

Mandela Park liegt in Khayelitsha, dem größten Township von Kapstadt, 26 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Siedlung wurde 1983 vom Botha-Regime eingerichtet in der Absicht, hier alle AfrikanerInnen der Gegend anzusiedeln. Das stellte sich natürlich als unmöglich heraus: Crossroads, KTC und so weiter blieben ebenso bestehen wie die Townships von Gugulethu, Nyanga und Langa. Stattdessen brachte die Aufhebung der Passgesetze 1986 eine Erweiterung von Khayelitsha, teils indem Menschen aus anderen Teilen von Kapstadt hierher zogen, aber vor allem durch die vielen neuen MigrantInnen von Eastern Cape. Die Township wuchs auf geschätzte 300.000 Menschen im Jahr 1990, und während der 90er Jahre auf über eine halbe Million – vermutlich ist sie nun die zweit- oder drittgrößte (nach Soweto und Mdantsane) im Land. Mandela Park wurde innerhalb von Khayelitsha in den späten 80ern errichtet, und zwar durch Banken, die das Land kauften und 1986 mit dem Häuserbau begannen – eine der wenigen Gegenden im Land, wo AfrikanerInnen Wohnraum durch den Kauf von Bank-Schuldverschreibungen kauften.

Mandela Park ist nicht nur nach unserem früheren Präsidenten benannt. Jede Straße in der community ist nach einem Kämpfer/einer Kämpferin des ANC benannt – James Calata, Albertina Sisulu, Wilton Mkwayi, Robert McBride, Jenny Schreiner, Peter Mokaba, Bram Fisher, Winnie Mandela, Ahmed Kathrada, Thandi Modise, etc. Das zeigt, dass diejenigen, die in die neuen Häuser in Mandela Park zogen, überwiegend ANC-UnterstützerInnen und AktivistInnen waren. Zu Beginn, in den 90er Jahren, blühte hier eine Zweigstelle des ANC und der Jugendliga SANCO.

Eine Studie der Universität von Western Cape stellte unlängst fest, dass die Hälfte der Haushalte in Khayelitsha ein Einkommen unter 167 Rand pro Haushalt und das untere Drittel ein monatliches Einkommen unter 39 Rand pro Person haben. Die BewohnerInnen von Mandela Park leben in Häusern, nicht in Wellblechhütten, sie sind nicht die „Ärmsten der Armen“ in Khayelitsha. Aber sie leiden stark an den Auswirkungen von GEAR. Viele der IndustriearbeiterInnen, die 1990 in der Hoffnung begannen, es sich leisten zu können, ein Haus zu kaufen, wurden seither abgebaut. In der Gegend, wie in ganz Khayelitsha, herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit.

Heute sind die meisten BewohnerInnen von Mandela Park bezüglich des ANC und der SANCO desillusioniert. Sie spüren, dass sie von denjenigen, in die sie ihre Hoffnungen gesetzt haben, enttäuscht wurden. Der Grund dafür ist, dass die Regierung unfähig war, das Wohnungsproblem mit den Banken zu lösen, und sobald sie deswegen Aktionen gemacht haben, wurde ihnen nicht zugehört, nicht mit ihnen darüber diskutiert, sondern sie wurden verhaftet und bestraft. Hunderte wurden so von „ihrer“ Regierung kriminalisiert. Es ist in der Tat traurig und ironisch, vor dem Gericht von Khayelitsha hunderte Frauen das alte anti-Apartheid-Lied „Senzeni na – was haben wir verbrochen?“ singen zu hören – sie richten diese Frage nun an die ANC-Regierung. Dazu befinden sich mehrere Mitglieder der Anti-Räumungs-Kampagne (anti eviction campaign – AEC), einer sozialen Bewegung der community, die für die BewohnerInnen der Gegend spricht, unter apartheid-ähnlichen Bedingungen auf Kaution – sie müssen von 6 Uhr abends bis 6 Uhr früh in ihren Wohnungen sein und es ist ihnen untersagt, sich an politischen Treffen zu beteiligen.

Den Banken gehört sowohl das Land, auf dem sich die Wohnungen in Mandela Park befinden – als auch das brachliegende Land in der Umgebung. Das bedeutet, es hat absolut keine Entwicklung gegeben – keine neuen Schulen oder Kliniken wurden gebaut.

Diese gesamte Strategie – keine Verhandlungen, nur Verhaftungen – wird vom Western Cape MEC für Sicherheit und Sicherheit unter dem Vorsitz von Leonard Ramatlakane, dem Provinzvorsitzenden der „African Communist Party“ (SACP) initiiert. So dehnt sich die Desillusionierung auf die SACP-Führung aus.

Untersuchungsmethode

Dieses Papier basiert mehr auf gesprochenen denn geschriebenen Quellen, obwohl es von den letzteren welche als Ergänzung gäbe. Meine Untersuchungsmethode in mehr als zehn Jahren bestand in dem, was Leslie Bank unlängst als „tiefes Herumhängen“ bezeichnete – das bedeutet sich in der Gegend aufzuhalten, mit den Menschen informelle Gespräche zu führen und vor Ort Informationen zu sammeln. Meine erste Begegnung fand 1991 statt, als ich aus dem Exil zurückkehrte. Ich nahm an einem Lesekreis mit gewerkschaftlich arbeitenden GenossInnen der ArbeiterInnentendenz des ANC teil, von denen einer in Mandela Park lebte. Gleichzeitig arbeitete ich – obwohl ich 1985 aus dem ANC ausgeschlossen worden war – mit ANC-GenossInnen im Viertel Solomon Mahlangu zusammen, wir bauten hier Dependancen des ANC, der Jugendliga sowie der Selbstverteidigungseinheiten auf.

Am 24. Juni 1992 organisierten der Solomon Mahlangu-Zweig und der des benachbarten Viertels Makhaza einen Marsch zum Magistrat, um gegen Mieterhöhungen zu protestieren.

Ein Monat später, in der Nacht des 22. Juli, wurde einer der Anführer des Marsches aus Makhaza, Nelson Sithole, daheim ermordet – von mit Sturmhauben vermummten Männern, vermutlich Polizisten. „Warum sagen Sie den Leuten, sie sollen keine Miete bezahlen?“ fragten sie ihn. Der Mord wurde sowohl von der TRC als auch den Skorpions untersucht, ohne Ergebnis. Nelsons Witwe, Hilda Phoswayo, war seither eine enge politische Genossin.

Eines Tages im Jahr 1993, ich hatte soeben Hilda daheim in Makhaza abgesetzt, wurde mein Auto von Jugendlichen mit Steinen beworfen, die Windschutzscheibe ging zu Bruch. Es war die Zeit, da der Ermordung von Chris Hani zu Ostern Unruhen folgten – während der die Amerikanerin Amy Biehl in einer ähnlichen Situation in Gugulethu aus ihrem Auto gezerrt und umgebracht wurde. Ich stieg einfach aufs Gaspedal und floh aus der Gegend. Hilda und andere GenossInnen im Solomon Mahlangu-Zweig brachten den Fall bei öffentlichen ANC-Treffen ein, aber zu dieser Zeit hörte ihnen niemand zu. Am nächsten Tag – um die Geschichte zu kontrastieren – ging ich durch Mandela Park und traf auf einen jungen Mann – besser gesagt, er kam auf mich zu, um mich zu treffen. Wir kannten einander nicht. „Er ist sehr unüblich, einen Weißen an unseren Plätzen zu treffen“, sagte er. „Es ist eine Revolution. Gratuliere. Weiter so!” Ich fühlte mich verlegen und dankte ihm.

Bei den Lokalwahlen 1995 kandidierte ein Genosse von uns für den ANC. Er war ebenfalls einer der Anführer des Mietenmarsches von 1992. Wir warnten ihn, dass er, wenn er sich auf das aktuelle ANC-Programm stütze, anstatt auf ein sozialistisches Programm für den ANC, unpopulär werden würde. Trotzdem machte er so weiter. Seither ist der ANC degeneriert. Dieser Stadtrat beispielsweise regiert selbst in seiner eigenen Gemeinde nur durch das Schüren von Angst, trägt eine Waffe und ist stets von “starken Männern” umgeben. Er ist einer der Hauptopponenten der Anti Eviction-Kampagne.

Seit 1995 habe ich immer wieder diese Teile von Khayelitsha aufgesucht, habe mit ehemaligen lokalen ANC-FührerInnen zusammengearbeitet, wurde Führer der SANCO und Gewerkschaftsorganisator der SACCAWU sowie der SACTWU. Zufällig lernte ich im Oktober 2002 Mitglieder der EAC kennen.

AfrikanerInnen in Western Cape

Erinnern wir uns erstmal an die Geschichte der AfrikanerInnen in Kapstadt, wo sie immer marginalisiert und ausgeschlossen wurden. Nach der Niederlage der Xhosa gegen die kolonialistische Enteignung wurden viele von ihnen nach Kapstadt gezwungen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Segregation zum Hauptmotiv in den Städten, und Kapstadts erste „location“, Uitsig (später Ndabeni) wurde eingerichtet. In den 20er Jahren wurden die BewohnerInnen von Ndabeni nach Langa, das 1927 errichtet wurde, verschoben.

Während und nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Bevölkerungszahl der Kap-Halbinsel enorm an. Die meisten Leute mieden die offiziellen „locations“ und ließen sich lieber in privat angekauften oder gemieteten, dicht besiedelten Häusern entlang der Achse Docks – Observatorium nieder oder zerstreuten sich als GrundstückseigentümerInnen oder PächterInnen zwischen den vorwiegend von Weißen und Farbigen bewohnten Gebieten von Kapstadt. Der neue Zustrom in die Städte lebte jedenfalls hauptsächlich in unregulierten „pondokkie“-Siedlungen in den Außenbezirken am Rand von Kapstadt.

Unter der Apartheid wurde Kapstadt in den 50er Jahren “ein Testfall für die Kontrolle des Zustroms und der rassistischen Trennung“. Bald nach den Wahlen der NP-Regierung 1948 sagte der Minister für Native Angelegenheiten, E.G. Jansen, dass es „eine Frage, die sehr ernsthafte Betrachtung verdient, ist, ob die Bevölkerung der Nativen in der Western-Provinz nicht sehr dramatisch verkleinert werden muss“. 1953 beschwerte sich der Staatssekretär für Native Angelegenheiten, W.M. Eiselen über den „Ring oder äußeren Kreis von ungeplanten, unkontrollierbaren und ohne Genehmigung illegal errichteten Konzentrationen von Bantu, die in die Städte strömen“, die in Lagern wohnten, die die lokalen Behörden „nicht kontrollieren können“. 1954 sagte der Manager von Nativen Angelegenheiten für den Stadtrat von Kapstadt gegenüber Dora Tamana und dem jungen Ben Turok (beide vom ANC), dass es „die Politik dieser Regierung ist, die Anzahl von afrikanischen Familien, die in Westkap leben, zu reduzieren … Die benötigten Arbeitskräfte für die Halbinsel sollen mit migrantischen ArbeiterInnen gedeckt werden.“

Die Regierungspolitik, die von den lokalen Behörden umgesetzt wurde, entfernt mittels Zwang die afrikanische Bevölkerung mittels des “Native (Urban Areas) Consolidation Act” von 1945 (samt den Ergänzungsanträgen von 1952 und 1955) und dem „Prohibition of Illegal Squatting Act 52“ von 1951. Das erste dieser Gesetze traf Vorkehrungen bei der Errichtung von Siedlungen und sah Zwangsversteigerungen vor. Das war eine machtvolle Maßnahme für die zwangsweise Entfernung von BewohnerInnen außerhalb der Siedlungen. 1946 wurde die gesamte Kap-Halbinsel zu einem Gebiet nach Absatz 23(1) des Gesetzes von 1945 erklärt. Der „Prohibition of Illegal Squatting Act“ von 1951 sah die Einrichtung von Notlagern und die Zwangsumsiedlung von AfrikanerInnen, die “illegal” besetzten, in solche Lager vor, sowie die Zerstörung ihrer Hütten ohne die notwendige Einschaltung eines Gerichts, ebenso die Zwangsversteigerung dieser Hütten, und verpflichtete die lokalen Behörden zur Zusammenarbeit. Die Auflage für Frauen zur Ausweispflicht von 1954 war ebenfalls ein machtvolles Instrument zur Organisierung von Zwangsumsiedlungen.

Die unregulierten Wohngebiete wurden zerstört und AfrikanerInnen wurden gewaltsam vertrieben – in reine Männerabsteigen in Langa oder in “Notlager” in Teilen der neuen “locations” von Nyanga (errichtet 1946) und Gugulethu (als Nyanga Ost 1958 errichtet und 1961 umbenannt), wo “Illegale” herausgesiebt wurden, um gemeinsam von der Kap-Halbinsel deportiert zu werden oder, wenn sie als „Familien“ qualifiziert wurden, Häuser zugewiesen zu erhalten. Das hatte eine räumliche Neukartierung der Kap-Halbinsel zur Folge. Frauen wurden besonders behandelt, und viele von ihnen aus Kapstadt vertrieben. Das Ziel war, so viele AfrikanerInnen wie möglich zuerst in migrantische ArbeiterInnen ohne Familie zu verwandeln – indem die familiären Beziehungen angegriffen wurden – und später sie alle zusammen zu entfernen. Damit zusammenhängend wurde West-Kap 1954/55 formell zu einem Gebiet von „Coloured Labour Preference (CLP)“ erklärt.

1955 wurde geschätzt, dass die größten Konzentrationen von AfrikanerInnen auf der Halbinsel sich in Windermere (15.000), in den nördlichen Gebieten (Elsies River, Goodwood Acres, Oakdale in Belville usw. – 13.000), im Stadtzentrum, 6. Bezirk, Woodstock und Salt River (9.300), in Retreat (5.500), in Athlone/Rylands (5200) und in Cooks Bush (Grassy Park – 3.800) befanden. All diese Siedlungen wurden zerstört und die Leute entfernt. In vielen Fällen organisierten ANC- und CP-AktivistInnen entschlossenen Widerstand. Aber es gab keine effektive Verteidigung von BewohnerInnenrechten zu dieser Zeit. Der erste erfolgreiche Widerstand gelang in Crossroads, das als „BesetzerInnenlager“ gegründet worden war, im Februar 1975. Aber nicht ohne bittere Schlachten.

Dem Kampf um Crossroads ging der Kampf um die Verhinderung der Schleifung von drei besetzten Siedlungen, die sich um die Universität von West-Kap gebildet hatten, im Jahr 1974 voraus. Rund 10.000 Menschen wurden in der dem 8. August 1977 folgenden Woche aus Modderdam geräumt. Ein Aktivist berichtete: „Als das Lager dem Erdboden gleichgemacht wurde, sangen die BesetzerInnen Hymnen und Freiheitslieder, klagten die Kolonnen von Polizisten an und warfen die Einrichtungsgegenstände auf die Modderdam-Straße. Viele verbrannten ihre eigenen Hütten. Die Polizei setzte Hunde und Tränengas ein, um die Menge von singenden, beobachtenden und demonstrierenden Menschen zu zerstreuen. Mehrere BesetzerInnen wurden wegen Hundebissen im Spital behandelt. Eine Frau, die wegen Brustschmerzen behandelt wurde, kehrte zum Lager zurück, obwohl ihr empfohlen worden war, zwei Wochen lang im Bett zu bleiben. Zwei hochschwangere Frauen wurden zur Notlaufnahme gebracht. Eine dritte entband ein Mädchen unter einer Plastikplane am Gehsteig. Als ein Bulldozer eine Hütte niederwalzte, hörte ein Regierungsbeamter ein Baby schreien. Er rannte in den Verschlag und zog einen zwei Wochen alten Jungen aus den Armen seiner Mutter. „Gott weiß, dass das eine unmenschliche Aufgabe ist“, sagte er zu einem Reporter, als er das Kind an sich drückte. „Aber ich versuche, sie so menschlich wie möglich durchzuführen.“ Darauf wurden am 25. August 1977 Werkgenot mit einer Bevölkerung von 5.500 und zwischen dem 16. und dem 20. Jänner 1978 Unibel mit 15.000 BewohnerInnen zerstört.

Crossroads überlebte dank der Erfahrung und dem Bewusstsein des Frauenkomitees im Lager. Der Erfolg von Crossroads inspirierte die UDF-Kampange, sich der Errichtung von Khayelitsha zu widersetzen – obwohl im Mai und Juni 1986 an die 70.000 BesetzerInnen, die Crossroads umzingelten, von „Freiwilligen“ zum Rückzug gezwungen wurden; Josette Cole nennt diesen Vorfall „eine der brutalsten Zwangsräumungen, die jemals in Südafrika stattgefunden hat“.

Das war eines der frühen Beispiele staatlich gesponserter „Gewalt von Schwarzen an Schwarzen“, zusammen mit Inkatha in Natal 1986 und der riesigen Welle an konterrevolutionärer Gewalt in Transvaal von 1991 bis knapp vor den Wahlen 1994.

Wie bereits erwähnt, entwickelte sich Khayelitsha aus dem großen Zustrom in die großen Städte nach 1986. Sogar im Februar 2004 sah ich eine große Bewegung an Barackenbauern in Makhaza, die aus einer Straße quer durch den Busch am Rand von Khayelitsha das Zentrum einer neuen Siedlung machten.

Inzwischen sind die ersten kleinen Anstrengungen unternommen worden, die Zwangsvertreibungen aus Kapstadt wieder gut zu machen, durch Zurückgabe von Land an die Geräumten aus Ndabeni und – nach endlosen Verzögerungen – die Übergabe der ersten Häuser Anfang 2004 an Leute, die in den frühen 70ern aus dem 6. Bezirk vertrieben worden waren.

Anti-Räumungs-Kampagne (AEC)

Die AEC wurde Ende 2000 in Mandela Park gegründet, um sich lange bekannten Problemen zu widmen: a) von Banken betriebenen Räumungen von Häusern, deren BesitzerInnen bei der Bezahlung im Rückstand waren und b) die Abschaltung von Wasser und Strom durch die Gemeinde bei Leuten, die im Zahlungsrückstand waren.
Die Banken begannen 1986 mit der Errichtung von Häusern in Mandela Park und die ersten Leute zogen dort 1988 ein. Die Anzahlungen für diese Häuser waren mit rund 500 Rand niedrig. Aber die Häuser waren nicht fertig. Sie hatten keine Decken, oder nur eine Tür, oder keine Entlüftung. Sie hatten Risse in den Mauern. Sie waren feucht. Es gab kein Straßenpflaster. Die Grundflächen waren zu klein, weil die Banken zwei Häuser auf einen einzelnen Baugrund stellten. Diese Probleme gibt es in vielen dieser Häuser immer noch – 15 Jahre später (außer, wenn die Menschen sie auf eigene Kosten behoben haben). Die community sagte damals, sie sei nicht bereit, für diese Häuser zu zahlen, bis die Banken die Mängel behoben hätten. Anfang der 90er Jahre – zusammen mit dem allgemeinen Mietenboykott und dem Boykott der Zahlungen für soziale Dienste in den Townships im ganzen Land – weigerten sich die BewohnerInnen von Mandela Park, ihre Rückzahlungen an die Banken zu zahlen.

Ein Ergebnis des Boykotts waren Verhandlungen mit den Bank, die von ANC und SANCO unterstützt wurden. Sie verliefen ergebnislos. Eine lokale gemeinsame Eingreiftruppe für Wohnen wurde eingerichtet, unter Einbeziehung der ANC-SANCO-Allianz. Den Leuten wurde erklärt, allen ihren Forderungen würde entsprochen werden. Aber immer noch war ihnen nicht klar, wieviel sie für ihre Schuldverschreibungen zahlen sollten. Vor-Ort-ArbeiterInnen mit einem Monatseinkommen von 2500 Rand wurden aus der community von der Eingreiftruppe angeheuert, um die Häuser zu bewerten. In den Treffen nach den Berichten gab es hitzige Diskussionen. Schließlich hörten sich diese Sitzungen auf. SANCO sollte Treffen einberufen, auf denen versprochen werden sollte, dass die Wohnungsfrage diskutiert wird. Aber als die Leute auf diesen Treffen erschienen, wurde die Wohnungsfrage ausgeklammert. Als andere, belanglose Punkte erörtert wurden, reichte es den Leuten und sie gingen wieder – und dann wurde die Wohnungspolitik spät an diesen Treffen unter dem Titel „Allgemeines“ aufgeworfen, als kaum mehr Leute da waren, die zustimmen oder ablehnen konnten. Die Leute begannen, diese Treffen zu boykottieren.

Vielen Leuten wurde gesagt, sie sollten anstatt an die FNB und Standard ihre Schuldscheine an Khayelethu Home Loans zahlen. Andere zahlen immer noch an NBS, Standard, FNB, Nedcor, Saambou und ABSA. 1996 verteilten SANCO und Khayelethu Home Loans einen Brief, in dem von einem Gemeinsamen Kooperationsabkommen die Rede war, das sie unterschrieben hätten. Es besagte, dass „all unsere KundInnen dazu verpflichtet sind, ihre Schulden zu bezahlen, ansonsten müssen wir rechtliche Schritten einleiten.“ Nach unserem Verständnis war es um diese Zeit, dass SANCO 20% Anteile an Khayelethu Home Loans erwarb. Und damit war die Organisation, von der die Menschen gehofft hatten, sie würde sie schützen und ihre Interessen gegenüber den Banken wahrnehmen, nun Teil der Bank selbst.

1995 wurde Servcon auf Grundlage der 1994 unterzeichneten “Absichtserklärung“ zwischen der neuen, ANC-dominierten Regierung und den Banken geschaffen. Servcon gehört zur Hälfte der Regierung und zur Hälfte den Banken. Beabsichtigt war, die Interessen der Leute zu vertreten, und sich mit den „historischen Problemen“ von nicht fertiggestellten Häusern, Zahlungsrückständen etc. zu befassen. Tatsächlich, nach Sichtweise der AEC agiert Servcon als Agent der Banken. Servcon bietet vier Optionen: „Anpassungen“, Mieten, Rückkäufe oder Räumungen. „Anpassung“ bedeutet die Übersiedlung in winzige Häuser weit entfernt von der community. Alle diese Optionen bevorzugen die Banken, und deshalb hat die community sich all diesen Optionen widersetzt. Aber Servcon sagte, dass die Leute eine Methode finden müssten zu zahlen oder geräumt würden. Das Problem war, dass die Leute sich das, was die Banken verlangten, nicht leisten konnten. Das galt vor allem dann, wenn es Zahlungsrückstände gab, aus welchem Grund auch immer. Hohe Kreditzinsraten in der letzten Zeit haben zusätzlich die Kosten für diese Häuser enorm in die Höhe getrieben. Ursprünglich kosteten die Häuser 25.000 Rand. Aber viele Menschen haben innerhalb von zehn Jahren tausende Rand mehr als diesen Betrag bezahlt, und besitzen sie immer noch nicht.

Die erste Räumung fand um Mittag im September 1999 statt. Es gab eine Menge Polizei in gepanzerten Fahrzeugen und Kleinbussen, zusammen mit Sheriffs, Hunden, Tränengas und Gummigeschossen. Sie umzingelten eine Straße und begannen die Leute zu räumen. Die gesamte Nachbarschaft lief zusammen, auch aus der weiteren Umgebung in Mandela Park, um zu versuchen, die Räumungen zu verhindern. Die Leute wurden mit Schlagstöcken verprügelt und von Polizeihunden gebissen. Tränengas wurde von der Polizei verschossen, um die Menge zu zerstreuen. Der Polizei gelang es am ersten Tag lediglich, 13 Familien zu räumen. Viele Leute, die geräumt wurden, wurden von der community in ihre Häuser zurückgebracht.
Danach kam der ANC-Bezirksrat und versprach, die Probleme zu lösen – aber auf der Grundlage, dass die Leute zahlen müssten, um Räumungen zu verhindern. Auf ihre Probleme wurde nicht eingegangen. Es wurden kleine Arbeitskreise eingerichtet, in denen nur wenige Leute mit dem Bezirksrat und den Leuten von SANCO beisammen saßen. Ziel waren verwundbare Leute – PensionistInnen, Arbeitsunfähige, Alleinerziehende Mütter etc. Tatsächlich hält ein Servcon-Dokument von März 1998 fest, dass „Menschen über 65 Jahren oder Arbeitsunfähige“ um Hilfe ansuchen können, um nicht umgesiedelt zu werden. Aber viele dieser Menschen wurden geräumt und in Mandela Park ge“rightsized“. Sie wurden von den Vertretern der Allianz eingeschüchtert. Das ist ein Hauptgrund, warum es in dieser Gegend bei den Lokalwahlen 2000 so wenig Stimmen für den ANC gab.
Nach den Wahlen begannen die Räumungen wieder, diesmal in einem viel größeren Umfang. Die Leute hatten einfach nicht die Kraft, die ganze Zeit zu kämpfen, und sie waren verwirrt. Mindestens 190 Familien müssen damals geräumt worden sein. Sie wurden ge“rightsized“ – in kleinere Häuser anderswo in Khayelitsha umgesiedelt, weit entfernt von Mandela Park, in Harare oder Makhaza. Aber 2001 räumten die Sheriffs und die Polizei mehr als 30 Häuser pro Tag. In manchen Fällen wurden die Häuser von den Banken bereits zum Verkauf ausgeschrieben, noch ehe die Leute geräumt waren – denn es gab kein neues, kleineres Haus für sie. Und immer noch mussten sie die Schulden auf das Originalhaus zurückzahlen.

Ende Jänner 2001 begann die AEC mit Organisierungen und Kampagnen. Durch SAMWU-Gewerkschafter in Mandela Park kamen sie in Kontakt mit dem Anti-Privatisierungs-Forum und trafen andere Leute, die vor den gleichen Problemen standen. Vor allem Tafelsig in Mitchell’s Plain hatte im Vorjahr gegen Räumungen gekämpft. Die Westkap-AEC, mit denen sie sich zusammenschlossen, hatte auch Mitglieder in Athlone, KTC, Valhalla Park, Gugulethu, Delft, Tambo Square, Mfuleni etc. Eine Doppelkampagne, die Verhandlungen mit Massenaktionen kombinierte, wurde ins Leben gerufen auf Basis einer mobilisierten community. Leonard Ramatlakane von Western Cape MEC für Sicherheit und Sicherheit behauptete, dass die AEC nur „aus einer Handvoll Leute“ bestand. Aber seit 2001 hat die AEC in Mandela Park zweimal wöchentlich Treffen abgehalten, am Mittwoch und am Sonntag, die von hunderten von Menschen besucht wurden, jungen, erwachsenen und alten, wobei vor Frauen den Hauptanteil ausmachten.

Im Laufe ihrer Existenz erhielt die AEC Solidarität von AktivistInnen aus vielen Ländern, die sie besuchten, darunter aus Argentinien, Italien, Norwegen, den USA, Deutschland, Indien und Palästina – sowie von befreundeten sozialen Bewegungen in Johannesburg und Durban.

Im Laufe des Jahres 2001 begann die AEC, die Rate von Räumungen zu senken, und im Juni 2002 stoppte sie sie tatsächlich. Im März 2002 begann die AEC, die Leute in ihre Originalhäuser zurückzubringen. Im Juni berichtete die Cape Times (vom 18.6.2002) positiv darüber. Sie unterstrich die Bedenken der AEC wegen der schockierenden Lebensbedingungen von PensionistInnen in den Häusern, in die sie „rightgesized“ worden waren, und die Tatsache, dass sie in ihre ursprünglichen Häuser zurückgebracht wurden.

Beispiele

Betrachten wir einige Beispiele, was Leuten geschah:

Frau Mcama ist ein 80jähriges ANC-Mitglied mit Mitgliedskarte. Sie versorgt 5 Kinder. Aber sie wurde am 25. Juli 2002 aus ihrem Haus in Mandela Park geräumt.

Hleliwe Nosense Elsie Gaji ist 63. Sie wurde in Molteno im Ost-Kap geboren und folgte in den 70er Jahren ihrem Ehemann nach Kapstadt, wo sie in Crossroads lebte, sie machte alle Erfahrungen von Crossroads mit. 1989 übersiedelten die Gajis in ein Haus in Mandela Park. Am Tag der Freilassung von Mandela standen Hleliwe und ihr Mann in der Menge bei der Parade und hörten die Rede Mandelas – von der Freiheitscharta und der Verstaatlichung; immer noch hängt ein Bild von Mandela in ihrem Haus. Aber die Pension, von der die Gajis leben, ist nicht hoch genug, mit den steigenden Rückzahlungsraten mithalten zu können. 2001 wurden sie ge“rightsized“ in ein Haus in Makhaza, das sie als „Hundehütte“ bezeichnen. „Wir blieben hungrig. In Mandela Park waren unsere NachbarInnen unsere Familie. Sie ernährten uns. Hier sind wir allein.“ Hleliwes Mann wurde sehr depressiv. Aber dann besuchte sie die community und erzählte ihnen, dass sie ihr Haus von den Banken zurückgeholt hatten und dass sie zurückkommen könnten. „Die Gajis wurden in Gang gesetzt, sie rannten, sangen und tanzten zurück zu ihrem alten Haus“, schreiben Desai und Pithouse. Hleliwe sagt: „Wenigstens starb mein Mann in dem Haus, für das er gelebt hatte.“ Desai und Pithouse meinen dazu, dass Hleliwe „ihr gesamtes Leben in einem Kreislauf von Enteignung, Widerstand, Wiederaneignung und Unterdrückung gelebt hat, das sich nahtlos von der Apartheid zum post-Apartheid-Südafrika, von Botha zu Mbeki fortgesetzt hat.“

Herr Mcondobi, ein Pensionist, wurden im Februar 2002 ge“rightsized” und geräumt. Als er umgesiedelt wurde, war er bei guter Gesundheit, aber er wurde in Haus gebracht, das innen keinen Steinboden, ein leckes Dach und weder Bad noch Dusche hatte. Als der Winter einsetzte, zog er sich eine Lungenentzündung zu und starb. Bheki Nkonyane vom West-Kap-Wohnungsministerium behauptete in einem Brief an die Cape Times, dass Herr Mcondobi „nachher nach Eastern Cape gegangen ist und dort zwei Monate später starb. Aber Herr Nkonyane war schlecht informiert. Herr Mcondobi starb in Khayelitsha und die AEC kümmerte sich um sein Begräbnis und seine Verbrennung – in Khayelitsha. Mindestens sieben weitere alte Menschen aus Mandela Park starben ebenso, und vermutlich 15 in Khayelitsha, wegen der Räumungs- und „right-sizing“-Kampagne von Servcon.

Vakele Alfred Hempe ist 55 Jahre alt. Er ist ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn es in der community keine AEC gibt. Er kam 1958 aus Aberdeen in Eastern Cape nach Kapstadt, nachdem sein Vater, ein Landarbeiter, gestorben war und seine Mutter es sich nicht leisten konnte, sich um 13 Kinder zu kümmern. 1979 begann er Gabelstaplerfahrer für die South African Brauerei und verdiente im Jahr 1988 30.000 Rand. Er kaufte ein Haus – anderswo in Khayelitsha als in Mandela Park, mit einem Kredit bei der heutigen ABSA über 58.000 Rand. Im April 1998 wurde er gekündigt und merkte, dass er unmöglich die Kreditraten bezahlen konnte. Anfang 2000 erhielt er eine Zahlungsaufforderung der Bank, und der ANC und SANCO weigerten sich, ihm zu helfen. Am 31. August 2000 wurde sein Haus an ABSA rückübertragen und Hempe, seine Frau, drei Kinder und drei Enkel wurden geräumt. Schließlich gelang es ihm, die Räumung rückgängig zu machen – wofür er monatlich 800 Rand zu bezahlen hat, was nahezu seinen gesamten Lohn als Gelegenheitsarbeiter bei einer Firma namens „Giant“ auffrisst. Obwohl er niemals eine Rate unbezahlt ließ, hat die Bank erneut versucht, ihn räumen zu lassen und er lebt in der Angst, dass der Sheriff anklopft.

Den Kampf ausweiten

2001 begannen die Sheriffs damit, Wasser und Elektrizität in Mandela Park abzuschalten und Güter als Zahlung für fällige Rechnungen zu beschlagnahmen. Bei einer derartigen Räumung am 8. Juli 2002 kamen die Sheriffs und viele Polizisten, um zu versuchen, die Einrichtungsgegenstände einer Frau zu beschlagnahmen, die 800 Rand Zahlungsrückstand für ihre Wasserrechnung hatte. Alles, was sie fanden, war eine abgenutzte Matratze und altes Gewand – sie beschlagnahmten das gesamte Gewand. Die community versuchte sie davon abzuhalten. Die Polizei verschoss Tränengas und Gummigeschosse. 10 Menschen wurden verhaftet und über die Nacht im Gefängnis in Khayelitsha festgehalten, medizinische Behandlung ihrer Verletzungen wurde ihnen verwehrt. Stattdessen wurden sie als „Kaffer“ und „verdammte Buschmänner“ beschimpft.

Die AEC weitete ihr Tätigkeitsgebiet auf diese Fragen aus. Die Leute hatten „Zahlungsrückstände“ angehäuft, weil sie es sich nicht leisten konnten zu zahlen. Deshalb hat die AEC die Forderung nach einer monatlichen flatrate von 10 Rand für diese Dienste aufgestellt, und diesen Betrag zahlen ihre Mitglieder monatlich an den Bezirksrat. Im April 2002 saßen hunderte AEC-Mitglieder in den Bezirksverwaltungsbüros in Khayelitsha aus Protest gegen diese Abschaltungen und um die Monatsgebühr von 10 Rand durchzusetzen. Im November marschierten sie zur Elektrizitätsgesellschaft, die zusagte, die Stromzähler, die sie abmontiert hatte, wieder herzustellen.

In dieser Zeit schrieb die AEC Briefe an die Banken und begann, an das Wohnungsministerium von Western Cape zu schreiben, nachdem die ANC/NNP-Regierung Ende 2001 in der Provinz an die Macht gekommen war. Es gab keinerlei positive Reaktionen, und so wurden weitere direkte Aktionen gesetzt. Am 30. Mai 2002 gingen 250 AEC-Mitglieder ins Zentrum von Kapstadt und veranstalteten ein sit-in vor der NBS, um sich darüber zu beschweren, dass verwundbare Menschen ge“rightsized“ werden. Sie warfen auch Fragen wegen der kleinen Ersatzhütten, der Feuchtigkeit und die Tatsache, dass EinwohnerInnen Decken und Dächer in ihre Häuser eingezogen hatten, defekte elektrische Leitungen instand gesetzt und die Böden gepflastert hatten sowie Risse selbst repariert hatten, alles auf eigene Kosten, auf. Sie erhoben Fragen bezüglich des Landverkaufs in Mandela Park durch die Regierung.

Am 12. Juni saßen über 200 AEC-Mitglieder in den Büros von Khayalethu Home Loans. Als der Chef der Organisation auftauchte, zeigten sie ihm ein Videoband über die Bedingungen in den Häusern, und über die Kämpfe, die sie geführt hatten. Sie forderten ihn auf, die Zahlungsrückstände zu annullieren und die Preise für die Häuser zu senken. KHL sagte zu, die Zahlungsrückstände für getilgt zu erklären und dass sie niemals mehr PensionistInnen und verletzliche Leute räumen lassen würden. Aber die anderen Banken weigern sich weiterhin, die Zahlungsrückstände zu annullieren.

Im Juni verschafften sich die Banken ein Gerichtsurteil gegen die AEC, um zu verhindern, dass diese weiter Widerstand leistet. Die AEC hatte kein Geld, um AnwältInnen zu bezahlen, damit diese dem Urteil entgegentreten. Dieses Urteil ist immer noch in Kraft – und wurde als Grund benutzt, AktivistInnen für längere Zeit ohne Gerichtsverfahren in Haft zu behalten.

Seit der Zeit, da der ANC Ende 2001 die Regierung in Western Cape übernommen hat, hat die AEC unzählige Briefe an die Wohnungsministerin der Provinz, Nomatyala Hangana, geschrieben. Sie wies alle Einladungen, zu kommen und Mandela Park zu besuchen und die Räumungen und die Probleme mit Servcon zu besprechen, zurück. Von der Regierung möchte die AEC Subventionen für Leute, die erstmals in Mandela Park und anderswo Häuser kaufen und mit diesen Problemen konfrontiert sind. Und sie möchte, dass die Regierung das Land von den Banken zurückkauft, auf dem die Häuser stehen, und es entwickelt. Am 26. Juni 2002 gingen schließlich hunderte AEC-Mitglieder zum Büro von Frau Hangana in Wale Street. „Die Beamten wollten uns nicht sagen, ob Nomatyala da war. Während wir auf den Managing Director von Servcon warteten, der, so wurde uns erklärt, kommen würde, umzingelte die Polizei das Gebäude, sprühte Tränengas herein und verhaftete 44 von uns. Unter den Verhafteten waren PensionistInnen und Kinder. Wir wurden wegen Hausfriedensbruch angeklagt – in einem Ministerium einer von uns gewählten Regierung! Eine der Bedingungen für Kaution war, dass wir nie wieder in Wale Street auftauchen!“

Im Gegensatz dazu besuchte eine Delegation des Nationalen Wohnungsministeriums Mandela Park und schrieb von der “herzlichen Aufnahme”, die sie beim wöchentlichen Treffen der AEC am 20. Juli erfahren hatte. Sie sagten, sie hätten „alle Punkte, die beim Treffen erwähnt wurden, mitgeschrieben und gesammelt und sie der Ministerin zur Kenntnisnahme und zur Bearbeitung übergeben.“ Danach ist jedenfalls nichts mehr von dort hinausgesickert.

Im September führte ein AEC-Mitglied, ein Gewerkschafter, einen Streik gegen die Privatisierung seines Arbeitsplatzes an, in einer Kanalisationsfirma in Khayelitsha. Er wurde der fortgesetzten Aktivitäten bei der AEC beschuldigt und in Pollsmoor eingesperrt. Schließlich verlor er seinen Job.

Ebenfalls im September kam Bezirksräte des ANC und brach Türen der Häuser in Makhaza auf, in die einige der Leute aus Mandela Park „rightgesized“ worden waren. Sie warfen diese Leute aus ihren Häusern. Die AEC glaubt, dass sie ihre Freunde dort unterbringen wollten. Die Räte wurden verhaftet – aber dann wurde die Anklage gegen sie fallengelassen.

Am 26. Oktober 2002 veranstalteten die AEC (gemeinsam mit der APF) und der ANC am selben Tag in Khayelitsha Demonstrationen. AEC-Führer berichteten: „Wir hatten nur Geld für vier Busse, aber 6.000 Leute kamen zu unserer Demonstration … Der ANC hatte 12 Busse, die überall in Western Cape herumfuhren, und nette Megaphone. Jacob Zuma war der Hauptsprecher. Niemand kam. Die ANC-Demo wurde verschoben. Weil die Leute zu unserer gleichzeitig stattfindenden Kundgebung gekommen waren.

Repression

Die Vorfälle vom 26. Oktober könnten der letzte Strohhalm für das ANC-SACP-Establishment gewesen sein. Bis zu diesem Punkt wurde in der Presse und dem Fernsehen positiv über die AEC berichtet. Aber am 8. November titelte die Cape Times mit einer Geschichte über die AEC: „Die ‚Favoriten der Armen’ nehmen Hausbesitzer ins Visier“. Eine zweite Geschichte auf Seite 1 wurde überschrieben mit „Felicia’s Besitztitel hindert die Räumenden nicht“. Es war ein bösartiger Versuch, die AEC selbst als „Räumbrigade“ darzustellen.

In diesem Bericht wurde Leonard Ramatlakane zitiert, der den Provinz-Polizeichef Lennit Max angewiesen habe, „mit der AEC zu verhandeln, die sich aufführt, als würde sie den Staat vertreten. Es nicht inakzeptabel, dass eine Handvoll Leute herumläuft und sich selbst als diejenigen positioniert, die das Recht haben, Häuser zu beschlagnahmen und Leute zu räumen … Ich habe Max beauftragt, in Khayelitsha für Ordnung zu sorgen und dafür, dass mit dieser Gruppe entsprechend umgegangen wird. Sie manipuliert die Ängste und echten Probleme der community und sollte zur Räson gebracht werden.“

Der Polizeichef von Khayelitsha, Kommissar Risimati Shivuri, wird in demselben Bericht zitiert mit den Worten “Verhaftungen werden das Problem nicht lösen, es braucht eine politische Intervention”. Bis zu diesem Tag war es zu keinerlei politischer Intervention gekommen – wenn mensch darunter Verhandlungen mit der AEC und dem Eingehen auf die Stimme der community versteht.

Die erwähnte “Felicia” in der zweiten Schlagzeile war Felicia Petani, ein Heimarbeiterin, der von ihrer Arbeitgeberin, einer Tanja Truscott, ein Haus gekauft worden war – ein Haus, das die Banken von jemand in Khayelitsha zurückgenommen hatten, und der von der AEC wieder dorthin zurückgebracht worden war. Die Geschichte diente der Einschüchterung. In einem anschließenden Leserbrief an die Cape Times behauptet Tanja Truscott, dass sie den „erfahren“ hätte, dass der ursprüngliche Besitzer „vor über 10 Jahren, 1991, ge’rightsized’ worden ist“. Niemand in Mandela Park wurde 1991 „rightgesized“, es wusste noch nicht mal jemand von dieser Idee! Die ersten Räumungen („right-sizings“) fanden 1999 und die meisten dann 2001 statt. „Das Haus stand jahrelang leer“, sagt die Arbeitgeberin. Das ist schlichtweg nicht wahr – und diese Person kennt ganz offensichtlich Khayelitsha nicht, wo kein Haus jahrelang leer steht! Der ursprüngliche Besitzer wurde von seinem Haus höchstens für 10 Monate entfernt (nicht zehn Jahre), ehe er zurückkehrte.

Truscott behauptete weiters, dass die AEC “innerhalb von Augenblicken Leute auf die Straße setzt”. Die AEC besteht darauf, dass so etwas weder mit Felicia noch mit sonst jemand geschehen ist. Andere neue Besitzer kamen nach Diskussionen mit der AEC überein, zu gehen, und die AEC half ihnen dabei, ein anderes leeres Haus zu finden. Sie beteuern, dass sie nicht einen einzigen neuen Hausbesitzer ohne alternative Wohnmöglichkeit gelassen haben. Sogar Truscott sah sich in ihrem Brief an die Cape Times gezwungen zuzugeben, dass Felicia „gesagt wurde, dass sie ihr ein anderes Haus besorgen würden“ – ein Fakt, der übrigens in der Originalstory der Cape Times von Eric Ntabazalila nicht erwähnt wurde. Die AEC betrachtet es im übrigen als äußerst verantwortungslos von Servcon und den Banken, diese Häuser an neue EigentümerInnen weiter zu verkaufen, über die ein Disput besteht.

Am 8. Dezember besuchten BezirksrätInnen und SANCO-VertreterInnen einen Massentreffen in Mandela Park, das von der AEC einberufen worden war. Bezirksrat Mbongeni Ngombane behauptete, die AEC habe das Treffen „überfallen“, aber die Leute wollten, dass der anwesende Ramatlakane spricht, und der weigerte sich. Das verursachte eine Menge Zorn und „Sessel wurden geworfen“. Ngombane behauptete auch, zu Unrecht, dass „die Mehrheit der Menschen in Mandela Park für ihre Häuser bezahlen möchten“ – was die BewohnerInnen von Mandela Park möchten, ist leistbare Rückzahlungsraten. Das Treffen wurde „neu angesetzt“ an einem Ort außerhalb von Mandela Park und war „schwach besucht“ – tatsächlich kamen lediglich die BezirksrätInnen, Ramatlakane und ihre Gefolgsleute. „Mitglieder der AEC“ – die in der Mehrheit waren – „blieben außerhalb und riefen Parolen gegen den ANC und Präsident Thabo Mbeki“. Bei diesem Treffen fuhr Tamatlakane mit einer rauhen Strategie auf. Er ignorierte die hunderten von Räumungen, die von Servcon angezettelt worden waren, er bezog sich auf die neuen „EigentümerInnen“ – „Leute mit Besitzdokumenten müssen geschützt werden und niemand hat das Recht, einfach daherzukommen und zu behaupten, dass du in seinem Haus seiest und dass du es verlassen musst … solche Leute werden verhaftet“.
Die AEC bezog sich auf die Tatsache, dass Minister sich weigerten, direkt mit ihr zu verhandeln, und stattdessen SANCO, den ANC, COSATU, die SACP etc. einluden, an den Verhandlungen teilzunehmen. Für die AEC haben diese Organisationen entweder keinerlei Bezug zu dieser Angelegenheit oder sie stehen auf Seite der Banken. Sie meint, sowohl die COSATU als auch die SACP hätten die Anti-Räumungs-Kampagne unterstützen sollen, aber das taten sie nicht. Warum sollten sie zum Treffen kommen, bloß weil sie in einer Allianz mit der Regierung sind? Waren sie eingeladen, die Regierungsposition abzufedern? Warum sollte der ANC ebenso dabei sein wie die Regierung? Und warum sollte SANCO teilnehmen, wenn sie Anteile an Khayelethu Home Loans hält und auf der Seite der Banken ist.

Schule

Im Jänner 2003 unternahm die AEC Mandela Park einen weiteren Schritt und baute die “People’s Power Secondary School” für SchülerInnen auf, die an anderen Schulen nicht zugelassen wurden, sei es, weil sie die Gebühren nicht zahlen können, Prüfungen nicht bestanden haben oder wegen ihres Alters. 1.800 SchülerInnen aus ganz Khayelitsha kamen und 28 arbeitslose LehrerInnen begannen, auf freiwilliger Basis zu unterrichten. Von Anfang an verhandelte die AEC mit der Bildungsabteilung von Western Cape um die Registrierung der Schule. Im Februar brachte die Zeitung „Mail and Guardian“ eine Titelgeschichte (mit Foto) über die Schule.

David Macfarlane unterstrich in einem Beitrag unter dem Titel “Die Bildung des Volkes”, dass im ganzen Land Gebühren, Kosten für Transport und Schuluniformen zum Ausschluss von SchülerInnen aus der Schule führten. Salim Vally, der als Direktor an der „Wits University’s Education Policy Unit” arbeitet, sagte, dass “Die AEC und andere soziale Bewegungen viele Umstände, darunter die Verletzung verfassungsmäßiger Rechte dem ERP aufgezeigt haben“. Er fügte hinzu, dass „diese kommunalen Initiativen wichtig sind … Die Freisetzung von kreativer Energien in der community muss ermutigt und angezapft werden, nicht unterminiert. Während wir auf den Überblick der Regierung über ihre Bildungs-Finanzpolitik warten, werden immer noch tagtäglich Kindern ihre Rechte vorenthalten. Die Initiative in Khayelitsha ist ein schlagender Beweis dafür, was das ERPO landesweit festgestellt hat – eine von unten kommende Forderung nach Gerechtigkeit, die an Dynamik gewinnt.“

Die Verhandlungen mit dem WCED waren sehr langwierig, sie beinhalteten Demonstrationen und Massenaktionen seitens der SchülerInnen in den WCED-Büros in Kuils River. Im Mai stimmte das WCED „prinzipiell“ der Registrierung der Schule zu. Aber im August verweigerte das WCED die Registrierung und schloss die Schule. Nur acht GrundschülerInnen wurden in eine nahegelegene Schule eingeschrieben und der Rest, darunter 200 „matric students“, wurden vom WCED nicht akzeptiert. Die arbeitslosen LehrerInnen erhielten keine Jobs. „Der Vorsitzende der Schulverwaltung, Chris Ndabazandile, berichtete, dass die meisten SchülerInnen jetzt daheim sitzen und dass die Schule geschlossen wurde, obwohl alle Voraussetzungen für eine Registrierung erfüllt sind. ‚Man hat uns gesagt, der Grund, warum die Schule geschlossen wurde, ist, dass der ANC sie nicht mag. Warum … spielen sie diese verfassungsfeindlichen Spielchen mit uns?“ Später in diesem Jahr wurde Chris wegen falscher Anschuldigungen verhaftet (und später abgesetzt), und verbrachte die Nacht auf der Polizeistation B, wo er rassistisch beschimpft wurde – er wurde „Kaffer“ genannt.

Eine Woche nach dem ersten Bericht über die Schule berichtete die Mail and Guardian über die Verhaftung des AEC-Mitglieds Max Ntanyana und vier weiterer Leute wegen “Zeugeneinschüchterung“ und „Nichteinhalten der Kautionsauflagen“. Die AEC machte für diese Verhaftungen die günstige Öffentlichkeit, die die Schule hatte, verantwortlich. Ein reguläres AEC-Sonntagstreffen wurde „von Geheimpolizisten beobachtet“, gab Polizeikommissar Lennit Max zu. „Ntanyana wurde nach dem Treffen außerhalb seines Hauses von drei Männern (in schlichter Kleidung) entführt, die aus einem schwarzen Auto ohne Nummerntafeln sprangen. Sie schnappten ihn und zerrten ihn in das Auto.“ Ntanyana wurde von der Polizei zum Sündenbock der AEC gemacht. Über drei Monate wurde er in Pollsmoor festgehalten, und nur mit strengen Auflagen wie in der Apartheid-Zeit entlassen, die die AEC als verfassungsfremd bezeichnet und die vom Freedom of Expression Institute aufgenommen wurden.

Workshop

Etwa ab Mai 2003 habe ich an einem Workshop für Jugendliche in Mandela Park teilgenommen. Wir haben den Kapitalismus diskutiert, den imperialistischen Krieg im Irak, die russische Revolution und den Stalinismus sowie andere Themen. Der rechte Kolumnist David Bullard, der die mögliche Wahlenthaltung bei den kommenden Wahlen untersucht, schrieb unlängst: „Man kann allzu leicht die südafrikanische Jugend als mehr an Sex, Jobs, Sex, Kwaito, Mode und Sex als an Politik interessiert bezeichnen.“ Aber wenn sich die Jugend in Mandela Park und anderswo von der „Politik“ verabschiedet hat, dann deshalb, weil sie an der Spitze (der Politik) Korruption sieht, zusammen mit Gleichgültigkeit ihrem Leiden gegenüber. Tatsächlich wird ihr Leid noch verstärkt durch die Verfolgung und Repression von oben.

Nach dem ersten Workshop ersuchte ich alle Anwesenden – sie waren zwischen 13 Jahren und in den frühen Zwanzigern – einen Brief an Präsident Mbeki zu verfassen und ihm mitzuteilen, was sie gerne hätten. Hier die Briefe, die sie geschrieben haben:

Was wir Kinder wollen

Ich schreibe diesen Brief, um Sie über den Kampf von Khayelitsha zu informieren. Unser Kampf geht um Wasser- und Stromabschaltungen und Leute, die aus ihren Häusern vertrieben wurden. Wir versuchen, dem in ganz Khayelitsha Einhalt zu gebieten. Wir als Kinder versuchen, eine freie Bildung und bessere Bildung zu erhalten. Die Leute wurden von der Polizei aus ihren Häusern ins Gefängnis mitgenommen, weil sie um ihre Rechte kämpfen.

Mzwandile Panda

Wir sind die Armen: Stellen Sie uns das Wasser nicht ab
Unser Kampf dreht sich um Wasser und Strom. Es ist nicht gerecht, Leute ins Gefängnis zu stecken, wenn sie nicht schuldig sind. Es ist nicht gerecht, das Wasser abzudrehen, weil wir arm sind. Es wurde ihm ein Haus ohne Dach gegeben, aber dann wurde er aus dem Haus geworfen und in eines mit nur einem Raum gesteckt, aber in diesem Haus leben sechs Leute in einem Raum.

Theresa

Wir können es uns nicht leisten, unsere Rechnungen zu bezahlen
Ich schreibe diesen Brief wegen unseres Problems in der AEC. Ich bin besorgt über die Polizei, die die Leute in ihren Häusern verhaftet. Das Problem ist, wir können es uns nicht leisten, Rechnungen zu bezahlen, weil wir arbeitslos sind. Und wir sind nicht als gleiche geboren, denn andere Leute haben Geld, um ihre Rechnungen zu bezahlen.

Sie drehen Strom und Wasser ab, weil wir unsere Rechnungen nicht beglichen haben. Wenn wir Arbeit hätten, hätten wir eine Chance, die Rechnungen zu bezahlen. Sogar die Weißen sind nicht gleich geboren. In unserem Leben haben wir mehrere Stadien, wenn wir also die gleichen Menschen wären oder wenn wir Arbeit hätten, hätten wir die Chance, unsere Rechnungen zu bezahlen.

Jocefinna Peters

In kleinere Häuser verfrachtet

Die Leute von der AEC kämpfen um ihre Rechte und die Leute werden aus ihren Häusern vertrieben, weil sie die Miete nicht bezahlen können. Deshalb bekommen sie kleinere Häuser an anderen Orten, in denen sie nicht leben wollen.
Funeka

Die Polizei verrichtet nicht ihre Arbeit

Ich schreibe diesen Brief darüber, was mir und anderen Leuten geschah. Ich muss mich über die Polizei beschweren, die Art, wie sie uns behandelt. Sie behandeln uns wie Hunde oder Diebe, Mörder. Am 1. Mai dieses Jahres war ich auf der Polizeistation, mit anderen GenossInnen. Die Polizei hat mir dreimal mit Gummigeschossen in den Rücken geschossen, und jetzt ist mein Rücken nicht mehr wie zuvor.

Nach 9 Uhr abends kamen andere Polizisten und trafen mich im Nachbarhaus an. Sie nahmen mich in ihren Kleinbus und als ich fragte, sagten sie, das sei das neue Gesetz, denn sie haben mich im Haus des Nachbarn angetroffen nach 9 Uhr abends, und das ist Hausfriedensbruch und Einschüchterung. Deshalb muss ich jede Woche aufs Gericht und ich weiß nicht, was ich verbrochen habe. Deshalb mag ich dieses neue Gesetz nicht, denn da draußen sind Mörder und Diebe und die Polizei unternimmt nichts gegen sie. Die Polizei macht nicht ihren Job, das ist alles.

M. Zodwa

Das neue Gesetz von Südafrika?

Ich bin ein sehr besorgter Bewohner von Mandela Park. Was mir wirklich Sorgen macht, ist folgendes: wie kann eine Regierung etwas versprechen, aber nicht liefern? Was mich am meisten ärgert ist, wie können Menschen auf diese Art leben. Ich bin völlig beunruhigt darüber, wie die Menschen bei der Polizei behandelt werden. Die Polizei behandelt die Menschen respektlos. Sie schießen auf uns auf der Polizeistation und stecken die Leute ins Gefängnis. Sagen Sie, ist das das neue Gesetz von Südafrika, oder haben unsere Eltern dafür gestimmt, wie Kriminelle oder Tiere behandelt zu werden? Was wir sagen wollen ist, bitte Polizei, behandelt uns mit Respekt, denn wir sind alle menschliche Wesen.

N. Makhendlana

Räumungen, Verhaftungen, und Schießereien

Wir brauchen keine Wasser- und Stromabschaltungen, denn wir sind arbeitslose Menschen, deshalb können wir es uns nicht leisten, höhere Rechnungen zu bezahlen. Leute aus ihren Häusern zu räumen, vor allem alte Menschen oder PensionistInnen. Polizisten, die Leute mitten in der Nacht verhaften und belästigen. Leute mit Gummigeschossen und echten Geschossen zu beschießen. Und weil wir die AEC-Leute sind uns der Brandstiftung an Regierungsgebäuden zu bezichtigen und Leute einzuschüchtern, aber wir kämpfen nur um unsere Rechte. Wir haben nichts mit dem zu tun, dessen sie uns anklagen.

Nduthando Ndeleni

Nichterfüllte Versprechen

Ich schreibe diesen Brief, weil ich meine Sichtweise auf die Veränderungen, die in unserem täglichen Leben vor sich gehen, ausdrücken möchte, nach all den Versprechen, die unsere Regierung gemacht hat.

Erst wurde den Menschen freier Zugang zu Wasser, Elektrizität, Bildung versprochen. Die Menschen haben gehofft, Wohnungen zu bekommen und den Leuten wurde erzählt, sie hätten ein Recht auf Freiheit in allem, auch darin auszudrücken, wie es ihnen geht, aber jetzt sind viele Leute dafür verhaftet worden. Die Einrichtung der Leute wurde von den Sheriffs angeeignet, weil sie es sich nicht leisten können, für Wasser und andere Dienste Gebühren zu bezahlen. Die Leute werden auch aus ihren Häusern geräumt, auf die Straße geworfen, und Kinder können nicht zur Schule gehen, ohne Gebühren zu bezahlen. Wo ist die freie Bildung? Wann wird all das aufhören? Wann wird sich unser Land von einem Privatisierungsland in ein Anti-Privatisierungsland wandeln?

Nosisi Ndeleni

Wir können nicht zahlen; nicht, dass wir nicht zahlen wollen
Ich habe Ihren Beitrag in der Cape Times vom 16. Mai gesehen, wo Sie sich über die AEC beschwert und gesagt haben, Mitglieder der Kampagne wollen nicht für ihre Häuser und andere Gebühren wie für Wasser und Strom zahlen. Ich war sehr verärgert, als ich diesen Beitrag gelesen habe, denn unsere Leute von Mandela Park kämpfen. Einige von uns haben Eltern, die die Miete nicht bezahlen können wegen der Arbeitslosigkeit. Ich wünschte, die Regierung könnte an dieser Aktion teilhaben und mit den Banken sprechen und schauen, ob sie einen Plan machen können für die Arbeitslosen.

Miss N. Metho

Wir wollen nur unsere Rechte

Ich bin betroffen über die Beschuldigungen, die die Cape Times gegenüber der AEC gemacht hat. Meine Sorge ist, dass all diese Anschuldigungen falsch sind. Ich spreche aus Erfahrung, ich bin einer ihrer Mitglieder. Alles, was wir wollen, sind unsere Rechte als community. Nicht, weil wir unser Land zerstören möchten. Wir haben einen schwarzen Präsidenten gewählt, weil wir Hoffnungen und Träume hatten. Nicht um aus unseren Häusern geräumt zu werden.

Wir verlangen Freiheit, und wir verlangen unsere Rechte. Wir fordern Gleichheit.

Linda Kuhla

Die Banken räumen unsere Mütter aus ihren Häusern

In Khayelitsha haben wir ein Problem mit den Banken, Sheriffs, Bullen. Die Banken räumen unsere Mütter aus ihren Häusern. Wenn unsere Mütter pensioniert sind, werfen sie die Banken aus ihren Häusern und der Sheriff nimmt unseren Eltern die Sachen weg und die Bullen bringen uns und unsere wegen nichts ins Gefängnis. Wenn Sie eine Zeitung lesen, sehen Sie, dass unser Präsident sich über die AEC beschwert, dass wir Kriminelle seien, vergewaltigen, das stimmt nicht. Wir kämpfen bloß gegen die Banken. Wir kämpfen nicht gegen Menschen, und wir verüben keine Verbrechen oder machen irgendetwas Dummes oder verletzen Menschen. Ich möchte dem Präsidenten sagen, bitte komm nach Mandela Park, um dir unsere Probleme anzuhören. Wir haben hier in Khayelitsha ein großes Problem wegen unserer Häuser.

Patricia Bosman

Genug ist genug

Ich möchte der Regierung sagen, dass es reicht für die Leute von Mandela Park. Keine Verhaftungen mehr.

T.L. Macwili

Unsere Eltern können sich uns wegen ihrer Rechnungen nicht mehr leisten
Ich schreibe diesen Brief, weil ich mich über unseren Stadtrat und die ANC-Partei beschweren möchte … Die Polizei macht das Falsche, wenn sie unser Gewand und die Einrichtung aus dem Haus schleppt. Deshalb möchte ich sagen, dass sich die Dinge verändert haben, als Thabo Mbeki Präsident war. Unsere Familien, unsere Eltern können sich uns nicht leisten, wegen ihrer monatlichen Zahlungsverpflichtungen. Also vielleicht kann der Herr Präsident etwas tun, um das Einkommen unserer Eltern zu erhöhen.

Mit bestem Dank

N. Simanya

Wir werden die Kampagne nicht stoppen

Ich schreibe diesen Brief, weil ich nicht mag, was sie mit uns anstellen, uns aus den Häusern zu werfen und uns für das Wasser zahlen lassen. Es ist nicht gerecht, dass ihr, wenn ihr uns auf der Straße gehen seht, grundlos verhaftet. Wenn wir fragen, warum wir verhaftet werden, sagen sie, wir müssen die Kampagne stoppen, oder sie verhaften uns. Nicht einmal der Präsident Thabo Mbeki unterstützt uns, er möchte bloß das Geld der Regierung aufessen. Er möchte den Menschen nicht helfen. Es gibt Menschen, die keine Eltern haben, sie schlafen draußen und sie haben kein Gewand.

Nokuthula Mpandle

Wir sind keine Strolche, wir sind Menschen

Die Banken wollen auf das Problem von Mandela Park nicht eingehen. PensionistInnen sind nach Etubelitsha deportiert worden in Einraumhäuser ohne Tür, in schlechtem Zustand. Jede Nacht sind Leute verhaftet worden, darunter Max Ntanyana. Wir sind die Ärmsten der Armen, aber die Regierung macht weiter mit den Verhaftungen unserer GenossInnen. Der Kampf von Mandela Park wird weitergehen, bis die Banken, die Regierung, die korrupten Stadträte, die fish and chips-Parteien unseren Forderungen nachkommen. Ich möchte, dass die Regierung uns hört. Wir sind keine Killer, Strolche, wir sind die Leute/community die für ihre Rechte kämpft.

A. C. Ruth

Die Regierung vertritt die Reichen

Die AEC ist eine Kampagne, die gegen die Banken kämpft und gegen die Räumungen. Aber ich habe ein Problem, weil jetzt sind wir verhaftet worden und es scheint, wir kämpfen gegen die Polizei, aber das tun wir nicht. Wir kämpfen um unsere Rechte und unsere Forderungen, denn die Regierung hat uns ein besseres Leben versprochen, aber bisher gibt es kein besseres Leben, stattdessen werden wir ärmer und ärmer. Wir als community von Khayelitsha machen mit unserem Kampf weiter, denn es scheint, die Regierung vertritt die Reichen. Der Kampf geht weiter!

Vuyo Mthathi

Die Regierung vergisst wer sie eingesetzt hat

Was wird mit dem Budget geschehen? Wird es für Häuserbau, Straßen, Parks verwendet werden? Wird es verwendet werden, uns Strafen zu ersparen? Wir erwarten uns das, denn die Kapitalisten haben alles, was wir nicht haben. Diejenigen, die das Geld und das Land in ihrer Hand haben, machen ihre Familien reicher und wir, die Armen, werden für den Rest unseres Lebens zu den Ärmsten. Soll also die Regierung alle Parlamentsmitglieder austauschen. Wir kämpfen also für uns, nicht für sie: Lasst uns etwas in die Hand nehmen, Gleichheit für jedeN in Südafrika. Wir haben die Regierung gewählt, aber sie lief uns davon, nachdem sie die Sitze im Parlament ergattert hatte, und sie vergessen, wer sie dorthin gebracht hat.

Eric, Lulamile, Sivuyile, Enoch

Mehr Repression

Im Oktober 2003 wurde Max Ntanyana erneut verhaftet. Zehn Tage davor war er wieder mitten in der Nacht von der Polizei entführt worden, und diesmal – wurden ihm erhebliche Mengen Geld angeboten, wenn er sich als Polizeispitzel gegen die AEC betätigte. Er weigerte sich. Deshalb wurde er am 13. Oktober um 4:30 Uhr früh verhaftet, aufgrund einer völlig konstruierten Beschuldigung. Gleichzeitig lief eine neue Verhaftungswelle, ebenfalls wegen falscher Anschuldigungen. In der Gegend gab es eine massive Polizeipräsenz. Die Atmosphäre in Mandela Park zu dieser Zeit war fast wieder wie unter dem Apartheid-Regime. Ntanyana wurde am 8. November aus Pollsmoor entlassen, und die Anklagen gegen ihn waren so haarsträubend, dass der Richter geradezu darüber lachen musste. Die Menschen in Mandela Park verstanden diese Verhaftungen als einen Versuch der lokalen ANC-Führung in Khayelitsha, vor den Wahlen die Opposition auszuschalten, vor allem die Opposition rund um die sozialen Fragen des täglichen Lebens. In diesem Sinn war es eine illegitime Benutzung des Staates, um Parteiinteressen voranzubringen.

Im Zuge der Besprechung dieser Verhaftungen im Internet ersuchte das führende SACP-Mitglied Mazibuko Jara um mehr Informationen darüber, was in Mandela Park geschieht. Die AEC Mandela Park mailte ihm im November und bat ihn, seinen Standpunkt dazu in der SACP-Zeitung Umsebenzi darzulegen und Leonard Ramatlakane um eine Stellungnahme zu ersuchen.
(…)
Es gab keine Antwort darauf von Jara, und das Dokument wurde in Umsebenzi nicht veröffentlicht.