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Kollektivismus versus Individualismus

http://akkrise.wordpress.com/2012/04/19/kollektiv-statt-individuell-abm-kwazulu-natal-an-abm-westkap/

Abahlali baseMjondolo of the Western Cape

Als unsere Bewegung begann, wusste niemand von uns, dass Abahlali so stark wachsen würde, und so stark würde, dass es Punkte von nationalem Interesse anpacken könnte. Abahlali ist, wie die meisten sozialen Bewegungen, weiterhin nicht nur staatlicher Repression ausgesetzt, sondern auch der Repression durch NGOs, und der Repression von linken AkademikerInnen, die immer noch glauben, es sei ihre Pflicht, für die Armen zu denken, sie zu vertreten und für sie zu entscheiden. Wir leisten weiterhin gegen all diesen Druck Widerstand und bestehen darauf, dass unser Platz in den Baracken ist, nirgends sonst. Wir artikulieren weiterhin unseren Zorn und unseren Frust aus den dunklen und eingeschlossenen Ecken unseres Universums. Wir nehmen auch weiterhin unseren Platz in unserer Gesellschaft ein. Wir besetzen Land und wir besetzen Plätze in den Medien und in öffentlichen Diskussionen. Manchmal ist das gar nicht so leicht. Manchmal ist es gefährlich. Aber wenn es möglich ist, dann ist es dehalb möglich, weil wir zusammenarbeiten. Wenn du arm bist, kann deine Stärke nur aus der Zusammengehörigkeit kommen. Die ist alles, was du hast. Ohne sie bist du isoliert und allen möglichen Angriffen gegenüber wehrlos. Deshalb ist die Philosophie von ubuhlali eine Philosophie der Kollektivität, und deshalb arbeiten wir so hart daran, zu verhindern, dass unsere Bewegung in Individualismus kollabiert.

Eine Bewegung der Armen steht vor vielen Herausforderungen. Es gibt die staatliche Repression. Es gibt Versuche der Vereinnahmung durch politische Parteien. Es gibt die Vereinigungen der Vermieter und Hauseigentümer, die uns aus den Räumen räumen lassen wollen, von denen sie glauben, sie wären nur für sie da. Es gibt Kräfte, die versuchen, die Bewegungen in die Zivilgesellschaft und deren Logik zu integrieren. Es gibt auch eine rückständige Linke mit Anspruch “führt sie oder zerstört sie” gegenüber den Bewegungen der Armen. Es gibt diese Baracken-Lords, die Landbesitzer, traditionellen Führer und Kriminelle. Es gibt eine ethnisierende Politik. Es gibt Männer, die die Führung durch Frauen nicht akzeptieren. Wir haben gegen all diese Formen von Repression, Regression und Kooption Widerstand geleistet. Wir müssen eng beieinander stehen im täglichen Leben und in den Kämpfen unserer Mitglieder. Gleichzeitig müssen wir uns mit dem Staat anlegen, mit den NGOs und den Gerichten, um echte Siege für unsere Mitglieder zu erringen, während wir unsere Autonomie aufrecht erhalten, und während wir unsere Vision einer gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft aufrecht erhalten, eine Vision, die bedeutend größer ist als “grundlegende Dienstleistungen”.

Aber unsere Bewegung steht nicht nur Herausforderungen und Kräften gegenüber, die uns von außen bedrohen. Einige dieser Kräfte scheinen sich im Inneren unserer Bewegungen zu befinden. Eine Menge Bewegungen erlebte unlängst ernste Krisen, darunter Bewegungen, mit denen wir eng zusammengearbeitet haben. Die AEC (Anti Eviction Campaign), das LPM (Landless Peoples’ Movement) und APF (Anti Privatisation Forum) standen alle vor ernsthaften Problemen. Für dies Krise gibt es eine Menge Gründe. GenossInnen werden müde. Der Stress, der von der Repression herrührt, führt oft dazu, dass GenossInnen panisch werden und sich untereinander zu bekämpfen beginnen. GenossInnen können von NGOs oder politischen Parteien vereinnahmt werden. Manchmal haben wirklich mutige GenossInnen erstaunliche Gedankengänge entwickelt, weil sie dachten, aufgrund ihres jahrelangen Engagements hätten sie besondere Vorrechte. Manchmal geraten sie unter starken Druck durch ihre Familien, weil sie nach jahrelangem Kampf ihren Familien nichts bieten können. Manchmal hat die Art und Weise, in der die Medien und einige (finanzielle) UnterstützerInnen und NGOs die Bewegungen individualisieren, zu diesen Problemen beigetragen. Manchmal dringen die ethnizistische Politik oder individuelle Ambitionen in die Bewegungen ein.

Unsere Bewegung ist oft ersucht worden, vermittelnd oder beratend einzugreifen, wenn andere Bewegungen in die Krise gekommen sind. Wir glauben, wenn es möglich ist, ist es immer besser, an der Einheit zu arbeiten, und dass niemand verurteilt werden sollte, ohne das Recht erhalten zu haben, seine eigene Darstellung der Geschichte vorzutragen. Wir glauben, dass es wichtig ist, sich sorgfältig an die bewiesenen Fakten zu halten und Gerüchte zu vermeiden. Wir glauben, dass wir alle Fehler machen, und dass es Raum geben muss, Fehler anzuerkennen, aus ihnen zu lernen und so weiter zu kommen. Wir glauben, wenn unsere GenossInnen, die sich wirklich engagieren, Fehler gemacht haben, dann müssen wir daran arbeiten, sie zum echten Geist unserer Bewegungen zurück zu bringen. Wir glauben, dass die Bewegungen der Armen nicht daran gemessen werden sollten, was Außenstehende über sie sagen. Wir stellen fest, dass NGOs und AkademikerInnen, die sauer sind, weil Bewegungen nicht ihren Anordnungen folgen, eine lange Geschichte in den Versuchen der Unterminierung dieser Bewegungen mittels Gerüchten, Lügen und sogar der Unterstützung des Staates gegen uns haben, und darin, akademische Artikel zu verfassen, die einfach nicht wahr sind. Sie meinen, sie hätten ein Recht, über andere Leute, die arm und schwarz sind, öffentlich alles zu behaupten, was sie wollen, ohne jeglichen Beweis für die Richtigkeit ihrer Aussagen vorlegen zu müssen. Das ist nicht unsere Politik.

Alle Bewegungen werden irgendwann ernsthafte Probleme haben. Wir glauben nicht, dass Bewegungen verurteilt werden sollten, weil sie Probleme haben. Wir glauben, dass Bewegungen daran beurteilt werden sollten, wie sie mit diesen Problemen umgehen.

Viele Leute haben Abahlali in KwaZulu-Natal gefragt, warum wir uns so sehr von Abahlali in Westkap unterscheiden. Um es klar zu machen, einige Zeit, nachdem Abahlali 2005 in KwaZulu-Natal begonnen hatte, gab es eine Anfrage von einigen Leuten in Westkap, die einen ähnlichen Kampf unter der Führung von Abahlali baseMjondolo Südafrika führen wollten. In KwaZulu-Natal war es schwierig gewesen, die Bewegung zwischen Durban und Orten wie Pietermaritzburg und Howick zusammen zu halten. Die Art und Weise, in der wir uns organisieren und unsere Gemeinsamkeit aufrecht erhalten, ist: zusammen zu sein, gemeinsam zu diskutieren und gemeinsam zu entscheiden, und das ist bei größeren Entfernungen schwierig. Kapstadt ist noch weiter entfernt. Mit dem Bus sind es 25 Stunden dorthin. Auch ist die (offizielle) Politik in jeder Provinz anders. Beispielsweise ist KwaZulu-Natal eine vom ANC regierte Provinz, wie 8 weitere Provinzen in Südafrika, aber Westkap wird von der DA (Demokratische Alternative, Abspaltung vom ANC) regiert.

Deshalb haben wir anerkannt, dass jede Provinz unabhängig von den anderen ist, dass sie ihre eigene Autonomie hat, dass aber jede Provinz unter der gleichen Verfassung arbeitet. Das hat bedeutet, dass Westkap seine eigene Führung gewählt hat, selbst die Kampagnen und Strategien beschlossen hat. Das bedeutet auch, dass jede Provinz ihre eigenen Ressourcen unabhängig verwaltet. Deshalb war Abahlali in Westkap eine separate, aber alliierte Struktur, die sich jeglicher Kontrolle durch AbM KwaZulu-Natal entzog. Die Führung in KwaZulu-Natal wird ausschließlich von den Mitgliedern hier gewählt, und die Führung in Westkap wird ausschließlich von den Mitgliedern in Westkap gewählt.

Wir haben die Gründung von Abahlali Westkap unterstützt und sogar eine Delegation geschickt, um sicher zu gehen, dass alles transparent und demokratisch zugeht. Wir waren sehr zufrieden mit der Form von Führung, die damals installiert wurde. Wir möchten all diesen GenossInnen, die mutig genug waren, den Kampf voranzutreiben, danken. Wir zweifeln nicht daran, dass alles, was Abahlali Westkap erreicht hat, das Ergebnis ihrer Anstrengungen um Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie war. Es gab viele Kampagnen, die couragiert durchgeführt wurden, und es gab starke Unterstützung von den Mitgliedern. Die Right to the City-Kampagne war sehr populär.

Aber unlängst sind einige Mitglieder aus Kapstadt an AbM KwaZulu-Natal herangetreten, um ihren Sorgen wegen mehrerer Entwicklungen in der Bewegung in Kapstadt Ausdruck zu verleihen. Wir wählten eine Delegation von einigen unserer besten AktivistInnen, um die 25stündige Reise nach Kapstadt anzutreten, und sprachen mit vielen unserer Mitglieder dort. Wir wollten nicht über irgendwelche Individuen urteilen, ohne ihnen die Chance gegeben zu haben, ihre Sichtweise der Geschichte zu präsentieren. Und wir möchten die Organisation in Kapstadt nicht übernehmen. Sie muss weiterhin selbst ihre Führung wählen. Jedenfalls meinen wir nach unserem Besuch in Kapstadt, dass wir nicht genug unternommen haben, um die Philosophie des Abahlalismus ausreichend zu erklären und zu stärken, und das liegt an der Entfernung zwischen den beiden Provinzen. Unser eigener Kampf, gegen die Repression in Durban zu überleben, hat eine Menge unserer Zeit und Energie in Anspruch genommen.

Der Abahlalismus hat uns gelehrt, humaner zu sein, ehrlich zu sein, aufeinander zu achten und gemeinsam mit anderen zu arbeiten, ohne eine Abhängigkeit zu schaffen. Die lebendige Politik meint, dass wir nicht für communities kämpfen, sondern mit den communities. Sie meint, dass es ohne die communities nichts für die communities geben wird. Sie meint, dass alle FührerInnen gewählt werden müssen, und dass sie jederzeit (nach festgelegten Regeln) wieder abberufen werden können, wenn es Bedenken hinsichtlich ihres Führungsstils gibt. Die lebendige Politik lehnt jeglichen Individualismus gegenüber dem Kollektivismus ab.

Nach unserem Besuch in Kapstadt möchten wir bestätigen, dass in einigen Fällen diese Philosophie des Abahlalismus irgendwie am Weg verloren gegangen ist. Wir bemerken, dass dort viele gute Dinge passiert sind, und dass es Mitglieder gibt, die immer noch an die Bewegung glauben. Aber es ist klar, dass es eine Sanierung der Bewegung in Kapstadt geben muss.

Es gab die klare Forderung einer großen Anzahl an Mitgliedern in Kapstadt, dass AbM KwaZulu-Natal die Bewegung in Kapstadt bei dieser Sanierung unterstützen muss. Wir haben zugestimmt, das zu tun, und haben einen Prozess in Gang gesetzt. Dieser Prozess wird allen die Möglichkeit bieten, ihre Ansichten vorzubringen, es wird kein Urteil ohne Beweise geben, und das Ziel muss sein, den Abahlalismus und Abahlali Westkap zu stärken.

Wir möchten allen GenossInnen und FreundInnen von Abahlali versichern, dass die Bewegung daran arbeitet, die Philosophie des Abahlalismus in beiden Provinzen und überall, wo Abahlali existiert, zu stärken.

Abahlali Westkap wird am 21. April in der Sektion Khayelitsha eine Interimstruktur wählen, um diesen Prozess voranzutreiben. Abahlali KwaZulu-Natal wird zwei Delegierte schicken, um diesen Prozess zu unterstützen.

Kontakt: Mnikelo Ndabankulu, 081 309 5485; Bandile Mdlalose, 071 424 2815; TJ Ngongoma, 084 613 9772.

Abahlali gegen Gerüchte

http://akkrise.wordpress.com/2010/11/25/abahlali-gegen-geruchte/.

Es gibt viele Taktiken, um uns, die organisierten Armen, in Schach zu halten. Es gibt Einschüchterung, unterschiedliche Formen von Gewalt, Leute verlieren ihren Job, werden verhaftet, und es gibt alle Arten von Kooptierung. Auch gibt es Lügen. Seit 2005 wurden eine Menge Gerüchte und Lügen verbreitet, über Abahlali, seine Mitglieder und Führung. Nach den Angriffen1 wurden noch viel mehr verbreitet. Abahlali möchte hier einiges klarstellen.

Abahlali bringt falsche Gerüchte zum Verstummen

Gerücht Nr. 1: Der Präsident von Abahlali, S’bu Zikode, und der Präsident der Jugendliga, Mazwi Nzimande, leben in Villen in Mhlanga.

Falsch: S’bu und Mazwi waren niemals an den Stränden der Reichen in Mhlanga. S’bu lebte in einer Baracke in der Siedlung Kennedy Road, bis im September 2009 ein bewaffneter Mob mit Pangas2 und Buschmessern sein Haus zerstörte. Immer noch vertrieben, lebt er in einem nicht bekannt gegebenen township, wo er, wie die meisten der Ärmsten im Land, an mangelnder Versorgung mit Wasser und Stromabschaltungen und der ständigen Bedrohung durch Räumung lebt. Mazwi Nzimande lebt in einer Baracke in der Siedlung Joe Slovo. Alle FührerInnen von Abahlali leben in armen communities.

Gerücht Nr. 2: S’bu ist ein Barackenlord und/oder Chef eines Taxiunternehmens.

Falsch: S’bu hat niemals eine Baracke außer der, in der er selbst lebte, besessen, und diese wurde von einem bewaffneten Mob im September 2009 zerstört. S’bu hat wegen seines Engagements für AbM zwei Jobs verloren, und 2008 hat er eine Anzahlung für ein Taxi geleistet, weil er eine Einkommensmöglichkeit brauchte, die unabhängig von staatlichem Einfluss ist. Aber er konnte Rückzahlungsraten nicht bezahlen und der Kombi wurde von der Bank eingezogen. Er ist weiter arbeitslos und ohne Einkommen. Es gibt einen Taxiunternehmer, der nicht in Kennedy Road lebt, mit dem Nachnamen Zikode, er ist aber weder mit S’bu noch mit dessen Familie verwandt; aber der gleiche Nachname hat für eine Menge Verwirrung gesorgt. Alle Funktionen bei AbM sind gewählte, und es gibt für sie keinerlei Gehalt von AbM oder irgend einer sonstigen Organisation. Viele unserer FührerInnen haben sich selbst der Bewegung als Vollzeitjob verschrieben, ohne ein Einkommen, und sie und ihre Familien haben für dieses Engagement einen hohen Preis bezahlt. Ihr Einsatz für den Kampf gegen die Armut hat sie noch ärmer gemacht.

Gerücht Nr. 3: AbM wird von ausländischen NGOs bezahlt, um die AfrikanerInnen arm und in Hütten zu halten, damit diese NGOs für sie weiterhin Spenden sammeln können.

Falsch: Als unsere Bewegung begann, hatten wir überhaupt keine Mittel. Auch jetzt, wo wir ein wenig Geld bekommen, beträgt das Gesamtbudget der gesamten Organisation pro Jahr weniger als das Gehalt eines höheren NGO-Mitarbeiters, und wir achten sehr darauf, so zu arbeiten, dass wir nicht von irgendeinem externen Fonds abhängig werden. All unsere finanziellen UnterstützerInnen sind auf unserer website angeführt. Es gibt keinerlei Geheimnisse über das bißchen Geld, das wir von fortschrittlichen UnterstützerInnen annehmen. Unsere finanziellen Aufzeichnungen liegen im Büro auf und jedes unserer Mitglieder kann jederzeit in sie Einsicht nehmen. Wir haben immer um Land und Wohnraum gekämpft, und in jeder community steht dieser Kampf unter demokratischer Kontrolle dieser community. Es war AbM, das Räumungen gestoppt und Verbesserungen an Orten wie Kennedy Road durchgesetzt hat.

Gerücht Nr. 4: Abahlali ist eine gewalttätige Organisation.

Falsch: Abahlali duldet keine Gewalt durch seine Mitglieder. Wir definieren Gewalt als „anderen Menschen Leid zufügen“. Das Anzünden von Autoreifen auf der Straße oder eine Straßenblockade bezeichnen wir nicht als Gewalt. Wir haben seit 2005 hunderte Proteste an unterschiedlichen Orten organisiert, und kein einziger Mensch wurde jemals von AbM-Mitgliedern oder anderen DemonstrantInnen verletzt. Aber unsere Mitglieder wurden von der Polizei oft verletzt, manchmal schwer.

Gerücht Nr. 5: Abahlali stört die Wahlen.

Falsch: Bei jeder Wahl seit 2006 hat Abahlali die Position “Kein Land! Kein Haus! Keine Stimme!“ eingenommen. Diese Position wurde vor jeder Wahl bei offenen Massentreffen diskutiert und überprüft. Bei diesen Treffen wird beschlossen, ob der Wahlboykott fortgesetzt wird oder nicht. Wahlboykotte wurden von AktivistInnen im Befreiungskampf praktiziert, und nach dem Fall der Apartheid von der Bewegung der Landlosen erstmals wieder aufgenommen. Aber selbst wenn wir als Abahlali eine gemeinsame Position haben, steht es unseren Mitgliedern frei, zu wählen, wen sie wollen, und Abahlali-Abteilungen sind keine No-Go-Zonen für politische Parteien. Sogar am Wahltag veranstaltet Abahlali keine Gegenveranstaltung, mit der sie Menschen davon abhalten möchte, zur Wahl zu gehen, denn das ist deren demokratisches Recht, und Abahlali respektiert dieses Recht.

Gerücht Nr. 6: Abahlalis sind Mörder/Gangster.

Falsch (1): Zweifellos war einer der Menschen, die umgebracht wurden, als im September 2009 Kennedy Road angegriffen wurde, einer der Angreifer. Er war zu dieser Zeit mit einer Feuerwaffe bewaffnet. Es gibt unterschiedliche Geschichten über die andere Person. Der Angriff war eine totale Überraschung, und in all der Angst und Verwirrung dieser Nacht versuchten einige Menschen in der community, sich selbst zu verteidigen. Aber es muss zur Kenntnis genommen werden, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf Selbstverteidigung hat, wenn er von Menschen angegriffen wird, die ihn töten wollen. Uns ist jedenfalls klar, dass es eine Tragödie ist, wenn die Armen gegeneinander aufgebracht werden und Nachbarn Nachbarn angreifen. Wir beklagen diese Toten als Tode von Menschen unserer community. Es steht fest, dass die Verantwortung für das, was geschah, bei denjenigen liegt, die diese Angriffe geplant und durchgeführt haben. Wird erst einmal die Politik der offenen Diskussion durch Gewalt ersetzt, dann kann das nur zu einem Desaster führen.

JedeR, der/die behauptet, einen Beweis dafür zu haben, dass Abahlali als Bewegung jemals jemand umgebracht oder verletzt hat, ist aufgerufen, vorzutreten und der Polizei darüber zu berichten, denn als Bewegung würden wir uns sofort von allem distanzieren, das jedes unserer Mitglieder oder UnterstützerInnen falsch gemacht hat, denn das verstößt gegen unsere Prinzipien und gegen unsere Verfassung. Uns ist klar, dass unser Kampf bei der Anerkennung der Menschlichkeit jedes Menschen beginnt, dass wir darum kämpfen, die Würde jedes Menschen zu verteidigen und mensch kann nicht für Würde und Menschlichkeit kämpfen, ohne zu denjenigen Mitteln zu greifen, die die Würde und Menschlichkeit einer/eines anerkennen.

Falsch (2): Wir wurden der Welt als Gangster präsentiert, nachdem wir als organisierte Arme uns geweigert haben, uns von den paar AkademikerInnen anführen zu lassen, die für uns sprechen wollten, ohne mit uns zu sprechen. Als wir den Standpunkt einnahmen, dass „diejenigen führen müssen, die es verspüren“3 und „wir sind die ProfessorInnen unseres eigenen Leidens“, begannen diese AkademikerInnen sofort damit, der Welt zu erzählen, dass wir Lumpen seien. Sie haben 2006 gelogen und seither lügen sie immer weiter. Wenn der Preis für unsere Autonomie darin besteht, dass die rückschrittliche Linke an der Universität uns als Gangster bezeichnet, dann soll das so sein. Wir werden niemals ihr Geld annehmen und ihre braven Jungs und Mädchen werden, deren einzige Aufgabe darin besteht, bei ihren Treffen reinzukommen, zu singen und zu tanzen, sich mit amerikanischen AkademikerInnen zu treffen und dann heimzugehen, während sie alle Entscheidungen für uns treffen. Es gibt eine Menge Rassismus bei diesem Ansatz. Wir sind bereit, mit allen zusammen zu arbeiten, die die Autonomie und Demokratie unserer Organisation respektieren, aber wir sind nicht bereit, von irgendjemand Anweisungen zu übernehmen oder unsere Organisation unter die Kontrolle irgend jemandes anderen bringen zu lassen. AbM wird immer seinen Mitgliedern gehören. Wir werden uns immer gegenüber jedem Angebot einer Geldüberweisung verweigern, die an einzelne von uns geht, oder die nicht die Autonomie unserer Bewegung respektiert.

Gerücht Nr. 7: Abahlali ist die “Dritte Kraft”4

Falsch: Es ist traurig zu hören, wenn arme Menschen das fordern, was ihnen versprochen wurde, dass jemand anders ihnen sagt: “es gibt eine dritte Kraft” hinter ihnen. Das ist eine schlimme Beleidigung gegenüber den armen und marginalisierten communities, denn es untergräbt unser eigenes Denken als die Menschen, die leiden. Unsere dritte Kraft ist es zu sehen, wie unsere Kinder in Slumbränden verbrannt, von Ratten gebissen werden und sterben. Uns werden grundlegende Dienstleistungen wie Wassser und Sanitäranlagen vorenthalten. Unsere dritte Kraft ist es, in Barackensiedlungen zu leben, sogar ohne Toiletten, sodass wir den Busch als Toilette nehmen müssen. Es ist an der Zeit für den ANC und die linken NGOs, die beide meinen, sie hätten ein natürliches Recht, für die Armen zu sprechen, dass sie verstehen, dass wir fähig sind, für uns selbst zu sprechen. Wir werden uns weiter selbst organisieren und selbst denken und selbst für uns sprechen. Wir werden weiterhin sagen „sprecht mit uns, nicht für uns“. Wir werden weiter die Solidarität einer/eines jeden begrüßen, die/der uns als GenossInnen und nicht als Gefolgsleute betrachtet.

Uyishayile!

Land und Freiheit!

Fussnoten:

1) Vom September 2009 in der Siedlung Kennedy Road, AdÜ

2) Macheten, AdÜ

3) those who feel it must lead it

4) Der Begriff wird ähnlich gebraucht wie der der „Fünften Kolonne“

Tag der Freiheit? Tag der Unfreiheit

http://akkrise.wordpress.com/2010/10/19/tag-der-freiheit-tag-der-unfreiheit/

Sind wir frei oder werden wir verarscht?

Pressemitteilung zum Tag der Unfreiheit von Abahlali baseMjondolo

Wie in anderen Jahren wird Abahlali baseMjondolo wieder den schlimmen Zustand unseres Staates 20 Jahre nach der Unabhängigkeit von der Apartheid-Regierung und 16 Jahre nach der sogenannten “Freiheit”, die tatsächlich die Freiheit einiger weniger ist, beklagen. Die Mehrheit der Menschen, die in diesem Land lebt, ist arm. Immer noch leben diese Menschen in Baracken, in denen sie bereits gelebt haben, ehe wir die Freiheit erhielten, und das wirft die Frage auf: Wofür ist diese Freiheit, die alle am 27. April feiern, wirklich gut?

Einmal mehr wird Abahlali heuer einen guten Grund haben, diesen “Freiheitstag” nicht zu feiern. In einem wirklich freien Land gäbe es für uns alle Organisierungsfreiheit. Aber in Südafrika wird dieses Recht den sich selbst organisierenden Armen verwehrt. Abahlali wurde dieses Recht vorenthalten von denen, die glauben, dass nur wegen ihnen die Freiheit kam und dass deshalb niemand sonst das Recht auf Organisierung der Menschen ohne sie habe. Die Welt sollte sich daran erinnern, dass am 26. und 27. September 2009 die Führung von Abahlali und viele einfache Mitglieder, die hauptsächlich Xhosa-sprechende Leute sind, von einer Gruppe bewaffneter Männer aus Kennedy Road verjagt wurden. Später wurden 14 Abahlali-Mitglieder verhaftet, von denen immer noch fünf im Gefängnis sitzen. Wir wissen nicht, wie lange sie noch dort sein werden, denn der ermittelnde Polizeibeamte und der Staatsanwalt sagen, es werde immer noch „gegen sie ermittelt“, obwohl seit diesem Angriff sechs Monate vergangen sind. Die Führung von Abahlali lebt immer noch im Exil in ihrer eigenen Siedlung, ihrer eigenen Stadt, ihrer eigenen Provinz und ihrem eigenen Land.

Ist das die Freiheit, für die unsere Brüder und Schwestern gekämpft haben? Die Antwort ist klar, und sie lautet „Nein“. Wenn eine Person bedroht wird, um sie einzuschüchtern, damit sie ihre Anklage zurückzieht gegen diejenige Person, die sie angegriffen hat, und wenn ihre Kinder von einer Politikerin bedroht werden, die ihre Macht im Provinzparlament missbraucht und ebenfalls Mitglied des ANC ist, wie es letzte Woche Nozuko Hulushe, die aktives Mitglied von Abahlali baseMjondolo ist und in Kennedy Road lebt, passiert ist, dann ist wieder einmal klar, dass es in diesem Land keine echte Freiheit gibt.

Ist das ein freies Land, wenn Basisorganisationen, die alles getan haben, was im Versammlungsrecht steht, um eine Demonstration zu organisieren, herausfinden, dass ihre Demonstration von Mike Sutcliffe aus dem einfachen Grund verboten wird, weil er die Macht hat zu tun, was immer er möchte? Ist das ein freies Land, wenn die Polizei, die uns angeblich beschützen soll, auf uns schießt? Ist das ein freies Land, wenn der ANC einfach beschließen kann, unsere Bewegung „aufzulösen“? Ist das ein freies Land, wenn Frauen nach Einbruch der Dunkelheit nicht sicher sind? Ist das ein freies Land, wenn unsere Kinder aus den Schulen verbannt werden, weil sie kein Geld haben? Ist das ein freies Land, in dem Menschen, die in „informellen Siedlungen“ leben, in „Transitgegenden“ abgeladen werden, die 37 Kilometer von der Stadt entfernt sind? Ist das ein freies Land, wenn StraßenhändlerInnen aus der Stadt raus verfrachtet werden? Ist das ein freies Land, wenn den Taxis, von denen die Mehrheit Schwarzen gehört, nicht erlaubt wird, im Stadtzentrum zu operieren und nur den Regierungsbussen erlaubt wird, PendlerInnen in die Stadt zu fahren? In der Stadt Durban beispielsweise dürfen öffentliche Taxis nur bis Warwick fahren.

In fünfundvierzig Tagen wird sich die Welt am sogenannten “afrikanischen Weltcup“ erfreuen. Die Frage ist, werden die Armen sich mitfreuen oder etwas davon haben? Die Antwort lautet Nein. Wer wird davon profitieren? Die selben Leute, die am 27. April den Freiheitstag abfeiern. Den Armen wird das Recht, in der Nähe der Stadien zu verkaufen, vorenthalten und sie sind gezwungen, ihre Sachen weit, weit entfernt von den Stadien zu verkaufen. Die TaxifahrerInnen haben ebenfalls Probleme. Wer wird dort verkaufen? Wie werden die Menschen transportiert werden? Hat der BRT (Bus Rapid Transit) die von Schwarzen dominierte Transportindustrie ersetzt? Können wir ernsthaft behaupten, irgendjemand in Blikkiesdorp (=Barackensiedlungen) ist frei?

Wir rufen alle communities, die in den Baracken leben, alle, die am Land leben auf, angesichts der Lokalwahlen 2011 aufzuwachen. Die Hyäne im Schafspelz wird in eure communities kommen und jedes Haus mit ihrer Wahlkampagne abklappern. Habt ihr sie erstmal gewählt, werdet ihr nicht mehr mit ihnen sprechen können. Um sie sprechen zu können, werdet ihr einen Antrag stellen müssen, dessen Behandlung nicht kürzer als ein Monat dauern wird. Ist der Tag des Gesprächs erstmal da, werdet ihr Glück haben, wenn das Treffen nicht zwischenzeitlich abgesagt wurde. Und während ihr auf diesen Tag wartet, werden euch die Ratten und die abbrennenden Baracken in Atem halten, oder der Sheriff wird euch auf Trab halten oder der Farmbesitzer wird euch ein Ultimatum von 10 Tagen gestellt haben, seine Farm zu verlassen. Legt euer Schicksal nicht in die Hände der Hyänen. Nehmt euer Schicksal in die eigenen Hände. Legt euer Schicksal in die Hände eurer NachbarInnen. Organisiert euch selbst – baut eure eigene Macht auf.

Heuer werden Abahlali und das ländliche Netzwerk den Unfreiheitstag in Babanangu in Nord-Zululand begehen. Alle armen communities und alle Menschen, die sich um unsere Demokratie sorgen, die bedroht ist, sind eingeladen, sich zusammenzuschließen und sie zu verteidigen, damit wir eines Tages die echte Demokratie und Freiheit, derer sich jedermann erfreuen wird können, feiern können. Die Veranstaltung beginnt um 10:00 Uhr.

Weitere Informationen:

Mnikelo Ndabankulu, Sprecher von Abahlali baseMjondolo: 079 745 0653

Mr. Mbhekiseni Mavuso, Sprecher von Rural Network: 072 2792 634

Wir verlangen unsere Würde und unsere Stimmen zurück

http://akkrise.wordpress.com/2010/10/21/wir-verlangen-unsere-wurde-und-unsere-stimmen-zuruck/

http://www.pambazuka.org/en/category/features/58979, , Interview von Sokari Ekine mit Mnikelo Ndabankulu, Zodwa Nsibande und David Ntseng, 24.9.2009

Abahlali baseMjondolo: Wir verlangen unsere Würde und unsere Stimmen zurück

Sokari Ekine traf unlängst zwei Mitglieder der Bewegung von BarackenbewohnerInnen in Südafrika, Abahlali baseMjondolo, Mnikelo Ndabankulu, ein Gründungsmitglied und Sprecher, und Zodwa Nsibande, die Generalsekretärin der Abahlali-Jugendliga. An diesem Interview beteiligte sich David Ntseng vom Church Land Programme, einer NGO in der Provinz KwaZulu Natal, der zu Landrechten arbeitet. Sie diskutieren eine Reihe von Punkten von der Schaffung von Bewegungen und deren Erfolgen und dem ‚Slumgesetz’ bis zur Entscheidung, sich nicht an nationalen Wahlen zu beteiligen und die Xenophobie in Südafrika zu bekämpfen.

2005 begannen BarackenbewohnerInnen in Durban, die Bewegung Abahlali baseMjondolo (Menschen, die in Baracken leben) aufzubauen, die in nur vier Jahren die größte Organisation der militanten Armen wurde, nicht nur in Südafrika, sondern weltweit.

Die breitgefächerten Ziele von Abahlali sind, illegale Räumungen und die Zerstörung von Baracken zu verhindern; die Forderung nach verbesserten Dienstleistungen wie sauberes Wasser, Elektrizität und eine ordentliche Gesundheitsversorgung; die Bekämpfung der Anti-Armengesetzgebung wie das ‚Slumgesetz’ von 2008; Schulungen und Ausbildung, um die Qualifikation seiner Mitglieder zu verbesern; und den Aufbau von Allianzen mit anderen Bewegungen für Landrechte und Arme in Südafrika und quer über den Globus.

Pambazuka News (PN): Danke euch beiden, dass ihr heute gekommen seid und euch mit mir trefft. Mnikelo und Zodwa, könnt ihr mir ein wenig über euren Hintergrund erzählen, und wie ihr dazu kamt, in der Siedlung zu leben?

Zodwa Nsibande (Zodwa): Ich kam in die Siedlung im Jahr 2003, weil ich mein Studium abgeschlossen hatte, ich musste nach Durban und meine Mutter lebte bereits in der informellen Siedlung, also musste ich zu ihr ziehen.

Mnikelo Ndabankulu (Mnikelo): Ich kam in diese Stadt, als ich 18 wurde, das ist in Südafrika die übliche Zeit, wo mensch von der Kindheit in das Erwachsensein wechselt, du musst dich um Arbeit umsehen, um deine Familie ernähren zu können oder um eine zu gründen. Das bringt dich von ländlichen in städtische Gebiete, weil es hier mehr Arbeitsmöglichkeiten als am Land gibt.

PN: Das war es also, warum ihr nach Kennedy Road gekommen seid?

Mnikelo: Zur Zeit lebe ich in einer anderen Gegend, in der informellen Siedlung Foreman Road.

PN: Mnikelo, du bist eines der Gründungsmitglieder von Abahlali. So wie ich es verstehe, wurde die Entscheidung, die Bewegung zu gründen, im Oktober 2005 getroffen, nach der Demo auf Quarry Road. Was hattest du damals für Vorstellungen, und was waren während dieser Anfangsmonate deine Ziele?

Mnikelo: Also tatsächlich gab es keine offizielle Konferenz oder ein Treffen, das einberufen worden wäre und wo die Leute gesagt hätten, wir müssen eine Organisation gründen. Es lief nicht so ab, wie NGOs gegründet werden, wo Leute sich treffen oder Kurse absolvieren und entscheiden, eine NGO zu gründen. Die Organisation wurde gegründet wegen der Frustration und weil die BarackenbewohnerInnen die Geduld verloren wegen der nicht erfüllten Versprechungen, vor allem wegen der Versprechungen bezüglich des zur Verfügung Stellens von Land und Wohnraum an die Leute, die in informellen Siedlungen leben.

PN: Was genau geschah während der Demonstration auf der Quarry Road, was spornte die Idee dieser Bewegung an?

Mnikelo: Tatsächlich wurde die Organisation noch vor dieser Demo gegründet, der erste Protestmarsch, den die Organisation veranstaltete, fand statt, ehe sie offiziell unter dem Organisationsnamen auftrat. Es geschah, als der Zweigstelle (die eine der ersten Zweigstellen bei der Schaffung der Organisation ist) ein bestimmtes Stück Land versprochen wurde, in der Nähe von dort, wo wir leben. Es begann, als du einige Caterpillars sehen konntest, die ihr Land einebneten, da sagten die Leute: ‚Oh Gott, endlich, seit 1994 wurden uns Wohnhäuser versprochen, hier endlich beginnt der Hausbau.’ Dann begannen die Leute mit dem Caterpillarfahrer zu sprechen, sie fragten ihn: ‚Was geschieht hier tatsächlich?’ Der Caterpillarfahrer sagte ‚nein’, er arbeitet für eine private Firma, die eine große Industrieanlage baut, gleich neben der informellen Siedlung. Die Leute waren so frustriert und sagten: ‚Nein, nein, nein, das könnt ihr nicht machen, das ist unser Land, es ist uns vom Staat versprochen worden, ihr könnt nicht einfach daherkommen und mit Land ein Geschäft machen, das für uns als Wohnraum reserviert wurde!’ Die Leute begannen, einander zu mobilisieren, sie blockierten die Straße mit brennenden Reifen, und an die 40 Leute wurden verhaftet. Sie erschienen vor Gericht und wurden freigelassen; jetzt ist niemand mehr in Haft. Dann begannen wir, mehr communities zu mobilisieren, weil wir herausfanden, dass es eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen den Siedlungen gibt, wir begannen, organisiert die Verfassung zu lesen und dem Protokoll zu folgen, was du zu tun hast, um einen Protest zu veranstalten, und bewegte sich die Bewegung jeden Tag voran.

PN: Was war eure Vision, wie dachtet ihr zu dieser Zeit, was war das langfristige Ziel, das ihr im Auge hattet? In Bezug auf eure Forderungen, aber auch in Bezug auf die Bewegung selbst?

Mnikelo: Was uns vereint ist die Nichterfüllung der Versprechen, die uns gemacht wurden. In naher Zukunft müssen die BarackenbewohnerInnen respektiert werden, ihre Würde muss respektiert werden, sie müssen wegen der Dinge, die sie betreffen, konsultiert werden. Sprecht mit uns und nicht über uns. Wir wollen nicht, dass die Regierung im Parlament sitzt und entscheidet, was sie für die Leute tun wird. Wir wollen selbst von Beginn des Prozesses an einbezogen werden, denn wenn die Leute nie einbezogen werden, dann wissen sie nicht, was die Leute für sich für gut befinden. Denn die Leute sind nicht für eine Partei, sie sind Menschen, sie haben ihre eigenen Ideen, deshalb brauchen sie einen Input bei dem, was sie betrifft.

PN: Abahlali wurde von seinem gewählten Präsident S’bu Zikode als eine lebendige Bewegung beschrieben, eine Art von ‘lebendiger Politik’. Was versteht ihr darunter – lebendige Bewegung, lebendige Politik?

Zodwa: Der Grund, warum es als ‘lebendige Politik’ beschrieben wurde, ist, weil diese Politik, für die wir stehen, von den Leuten gemacht wird, durch die Leute. Das ist auch die Politik, die von jeder Oma verstanden werden kann, ohne dass sie erst Politik lernen muss. Eine Politik, in der jedeR mitreden kann, deshalb der Begriff ‚lebendige Politik’.

PN: Zodwa, du bist Generalsekretär der Abahlali-Jugendliga. Wie kam es zur Entscheidung, innerhalb der Bewegung einen eigenen Zweig für die Jugend zu schaffen?

Zodwa: Wir wir sahen, ist die Bewegung angewachsen, und obwohl das der Fall ist, obwohl sie wächst, wachsen die GründerInnen altersmässig ebenfalls. Die Leute werden ärmer, also werden wir weiterhin anwachsen. Die Jungen müssen ausgebildet werden, denn wir glauben, dass dieser Kampf andauern wird.

PN: Was macht ihr mit der Jugendliga für eine Arbeit?

Zodwa: Üblicherweise ermutigen wir die Jugend, sich an den Entwicklungspunkten zu beteiligen, denn die meisten Jugendlichen denken, Entwicklungspunkte haben nichts mit ihnen zu tun, das ist etwas für die Alten. Wir ermutigen die Jugendlichen zu lernen; vor allem in den Siedlungen siehst du Jugendliche nicht lernen. Obwohl du in einer Siedlung lebst, musst du für dein eigenes Überleben sorgen.

PN: Als Frau und als Generalsekretärin der Jugendliga und als lebendiges Mitglied von Abahlali hast du verschiedene Rollen. Wie integrierst du diese drei Rollen ineinander? Und: Kannst du mir ein wenig mehr über die Teilnahme an und die Beiträge von Genossinnen in der Bewegung sagen?

Zodwa: Als eine Frau der Bewegung – ebenso als die jüngste Frau der Bewegung – respektieren wir die Ansichten von allen anderen. Weil ich die jüngste Frau in der Bewegung bin, aber an der Gründung teilgenommen habe, bin ich eine Hoffnung für andere Frauen: ‚Egal, wie alt oder jung du bist, du kannst immer am Durchsetzen von Verändungen teilnehmen’. Es ist nicht wichtig, ob du eine Frau bist oder ein Mann. Nicht nur Männer können Veränderungen durchsetzen, auch Frauen können das. Mit dieser afrikanischen Kultur glauben wir, dass nur Männer etwas verändern können, und dass der einzige Platz für Frauen der in der Küche ist – außerhalb der Küche hast du nichts verloren. Wir als Frauen müssen ein Beispiel für andere Frauen sein und ihnen die Chance geben, sich zu beteiligen.

PN: Eines der Probleme des heutigen Südafrika ist das von Gewalt gegen Frauen. Wie geht Abahlali als eine Bewegung, die für Gleichheit eintritt und alle respektiert, mit der Frage der Gewalt gegen Frauen um? Ist das etwas, das ihr innerhalb eurer communities ansprechen müsst? Ich spreche über häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Belästigung und so weiter.

Zodwa: Südafrika hat eine hohe Rate an häuslicher Gewalt, aber wozu wir innerhalb der Siedlung ermutigen, ist die Schaffung von – von uns so genannten – BürgerInnen-Sicherheitsgemeinschaften1, die es schaffen, Sicherheit durchzusetzen. Denn für jemand innerhalb der Siedlung ist es einfacher, ein Verbrechen jemand anzuzeigen, den mensch kennt und dem mensch traut. Weiters gehen uns die Mitglieder der Sicherheitsgemeinschaften mit gutem Beispiel voran. Die Sicherheitsgemeinschaften arbeiten hand in hand mit der lokalen Polizei, damit die Verbrechen in der rechtmäßigen Art behandelt werden können.

PN: Unlängst hat Abahlali beschlossen, eine Allianz mit anderen Bewegungen für Landrechte in Südafrika zu schaffen. Könnt ihr uns ein wenig mehr darüber erzählen, warum ihr euch dazu entschlossen habt und wie das funktioniert?

Mnikelo: Während wir die Anliegen der BarackenbewohnerInnen angesprochen haben, haben wir herausgefunden, dass jedeR in ihrer/seiner eigenen Ecke demselben Problem gegenübersteht, also haben wir die Notwendigkeit gesehen, unseren Kampf zu vereinen. Wir fusionierten unseren Kampf mit dem Ländlichen Netzwerk2, das eine Organisation ist, die für Landrechte und die Rechte von FarmarbeiterInnen eintritt. Ebenso mit der Anti-Räumungs-Kampagne3 in Westkap, die dafür kämpft, dass Menschen nicht aus ihren Häusern geräumt werden. Und mit der Bewegung der Landlosen4, die für die Rechte der Landlosen eintritt. Das half uns – wenn beispielsweise Abahlali die Regierung vor Gericht brachte, hatten wir nur Reserven, um einen Bus zu organisieren, der uns zum Gericht brachte. Weil wir aber Verbündete in der LPM hatten, kamen die GenossInnen aus Solidarität ebenfalls zum Gericht. Die Medien, die Regierung und die Richter können sehen, dass es jemand juckt, und sie sehen, dass wir für die Rechte der Leute eintreten, indem wir die Gänge des Gerichts mit lebendigen Menschen füllen, die sich wehren.

PN: David, du bist vom Kirchlichen Landprogramm5, kannst du uns den Hintergrund erklären, vor dem eure Organisation gegründet wurde? Und auch, warum du beschlossen hast, mit der Organisation die Allianz mit anderen Bewegungen von Landlosen aufzubauen?

David Ntseng (David): Das kirchliche Landprogramm wurde 1997 von zwei wichtigen NGOs in Pietermaritzburg in KwaZulu Natal gegründet. Die eine war die Vereinigung für Ländliche Entwicklung6 und die andere die Pietermaritzburger Vereinigung für das Christliche Soziale Bewusstsein7, und die Gründe waren: Stellung beziehen zu Landfragen, Landkämpfen und wie die Rechte von communities auf Farmen gesichert werden können, vor allem auf Missionsfarmen, die der katholischen, lutheranischen und anderen missionarischen Kirchen gehören.

Später in diesem Jahr, nachdem wir viel am Sektor der Landreform gearbeitet hatten, als wir damit fortfuhren, uns anzuschauen, wie diese Rechte geschützt werden und in welchen Ausmaß, erkannten wir, dass sich nicht viel bewegt bezüglich der Verwirklichung des Traums, ein eigenes Haus zu haben, des Traums, eigenes Land zu haben, ohne die Unsicherheiten von gepachtetem Land. Nichts bewegte sich um diese Fragen, und so begannen wir als Organisation Fragen zu stellen: Wieso dauert das so lange?

Ein Teil der Antworten auf diese Fragen lautete, dass es nicht die Geschwindigkeit bei der Landreform war, sondern die Richtung, in die die Landreform geht. Die Richtung ist, dass sie der neoliberalen Agenda dienen soll. Damit eine Landreform stattfindet, braucht mensch die Bereitschaft der Farmer, Land zu verkaufen, oder die Bereitschaft der Kirche, Land zu verkaufen oder zu verschenken. Wenn es die nicht gibt, bewegt sich nichts.

Zweitens: Wenn mit Land gehandelt wird, braucht es einen überzeugenden Businessplan von communities, die Land möchten, um zu produzieren oder um Betriebe aufzubauen, wenn sie erstmal das Land haben. Das unterstreicht zwei Dinge: Zum einen möchten Leute Land, weil es Teil ihrer Geschichte ist, Leute möchten Land, weil es Teil der Wiederherstellung ihrer Würde ist, Leute möchten Land, Leute möchten Land, weil sie mit ihren Unternehmen weiterkommen möchten und kommerzielle Farmer oder kleine Farmer werden möchten. Aber das ist die Geschichte der Leute, das ist ihr Leben. Das ist das Ausmaß an Ungleichheit, soweit die Landreform betroffen ist.

Als wir darauf gekommen waren, sagten wir ok, das Kirchliche Landprogramm versteht sich selbst nicht nur als eine Organisation zu Landfragen – wir arbeiten mit den Leuten, wir arbeiten mit dem Land, und wir arbeiten mit der Kirche. Weil es so eine drastische Ungleichheit gibt, muss darüber gesprochen werden. Es muss überall angesprochen werden, wir machen Präsentationen oder wir treten mit Menschen in den Dialog.

Und 2005 wurde Abahlali gegründet, das heißt acht Jahre nach unserer Gründung als Organisation, und wir schafften es erst Anfang 2006, mit ihnen in Verbindung zu treten. Seither ist unsere Beziehung, wenn wir als Organisationen zusammen arbeiten, dass wir eine andere Art von Politik in unseren Beziehungen zu Volksorganisationen entwickeln müssen. Sie müssen darauf gründen, was sie für eine Beziehung haben möchten, sie sind die Bewegung, und nicht, wie wir als NGO es gerne hätten. Deshalb unterstützen wir sie auf vielerlei Weise mit Ressourcen und mit der Anwesenheit von Organisationspersonal. Aber dabei stellen wir sicher, dass das in einer Weise geschieht, die die Bewegung möchte und die sie fordert. Es gibt Orte, wo wir angefragt werden, um an einer Einigung um bestimmte Punkte teilzunehmen, mit denen die Bewegung konfrontiert ist.

PN: Obwohl ihr eine NGO seid, eine Organisation – wie denkt ihr über die historischen und aktuellen Verbindungen zwischen ländlichen Landrechten und die urbane BarackensiedlerInnenbewegung?

David: Es gibt sehr starke Verbindungen, eine beruht auf der Tatsache, dass Menschen in beiden Gegenden kein Raum gelassen wird, ihre Forderungen auszudrücken, und dass Menschen in beiden Gegenden entweder darüber vertreten oder über-vertreten werden, was der Staat glaubt, dass sie wollen, oder was NGOs meinen, dass sie wollen.

Wenn wir derart vertreten, dann ersticken wir ihre Stimmen und zusätzlich dazu, dass wir sie stumm machen, schlagen wir sie. Das geschieht in beiden Gegenden, in ländlichen und in städtischen. In beidne Fällen werden sie in einer Weise missachtet, dass sie unter Bedingungen leben müssen, die ihnen keinerlei Würde erlauben, sich durchzusetzen und ihrer Menschlichkeit zum Durchbruch zu verhelfen.

In beiden Fällen werden sie gezwungen, durch Entmenschlichung zu gehen, und als Organisation sehen wir die Notwendigkeit, teilzunehmen an der Politik in diesen beiden Kontexten. In ländlichen Gegenden sagen die Menschen, wir können es nicht zulassen, dass wir den Ungerechtigkeiten der Farmers ausgeliefert bleiben, aber auch denen der Regierung, die unsere Bedürfnisse ignoriert. In den städtischen Gegenden gibt Fälle, wo sogar Behördenvertreter demonstrieren und offen ihren Unwillen zum Ausdruck bringen, den Forderungen der Menschen, die innerhalb Abahlali baseMjondolo repräsentiert werden, Aufmerksamkeit zu schenken.

Das ist für als Organisation unmoralisch. Wir versuchen dann, die Aufmerksamkeit der Kirchenführer auf diese Tatsache zu lenken, dass wir nicht die Hände falten können, wenn Menschen in dieser Weise gefoltert werden, in einer sogenannten demokratischen Gesellschaft. Wo bleibt unser Bewußtsein? Was sagen wir über ihre Humanität? Was sagen wir über ihr Recht, ihre Positionen als BürgerInnen von Südafrika einzunehmen?

PN: Es gab einige Diskussionen unter AkademikerInnen und AktivistInnen über die Natur der Forderungen von Abahlali. Ob es sich um einfache Forderungen nach Dienstleistungen handelt? Ob eure Vision tatsächlich viel komplexer ist als bloss das, und viel breiter als bloss die Lieferung von Dienstleistungen? Zum Beispiel: Ihr seid wegen dem Slumbereinigungsgesetz8 vor Gericht gegangen, was viel tiefer geht als bloß über Dienstleistungen zu sprechen. Könnt ihr das ausführen?

Zodwa: Es geht nicht um Dienstleistungen, so wie die Medien das hinstellen, ist geht um den Weg, wie die community diejenigen, die an der Macht sind, daran erinnert, nämlich was sie den Menschen versprochen hat – dann tut das auch, wann werdet ihr das tun? Und dann sagen die Medien, es ist bloß ein Protest wegen Dienstleistungen. Es geht nicht um Dienstleistungen, es geht auch um die Menschenwürde der community. Es ist die community, die sagt: Ihr habt es versprochen, also gebt es uns zurück. Ihr habt uns zugehört, ihr seid uns gegenüber verantwortlich, ihr müsst uns nicht bloß Dienstleistungen zur Verfügung stellen, sondern menschlichen Selbstrespekt, Würde und Leben.

Macht.

PN: Warum ereifert ihr euch so sehr über das Slumbereinigungsgesetz?

Mnikelo: Weil dieses Gesetz eine dieser Apartheid-Ideen zurückbringt, die jeder/m in der Nation seiner Rechte beraubt. Beispielsweise hält die Verfassung Südafrikas fest, dass niemand ohne gerichtliche Anordnung aus seinem/ihren Haus geräumt werden darf. Aber dieses Gesetz spricht darüber, dass Menschen geräumt werden, es sagt aber nichts über die dafür notwendigen Kriterien, es zeigt nichts, das einem Protokoll folgen müsste.

Dieses Gesetz macht den Widerstand gegen Räumungen zu einem Verbrechen, und das kann in einer demokratischen Gesellschaft nicht so sein. Der Widerstand gegen Räumungen ist in Südafrika ein demokratisches Recht jeder/s BürgerIn, nein zu sagen zu etwas, das mensch nicht möchte. Dieses Gesetz sagt, wenn du Widerstand gegen eine Räumung leistest, kannst du mit 20.000 Rand Strafe belegt werden, oder 10 Jahre im Gefängnis verbringen. Das Gesetz wurde von einer Abteilung genehmigt, die nicht einmal die relevante Abteilung ist, denn es ist die Wohnungsabteilung; ihre Aufgabe ist die Schaffung von Wohnraum. Sie haben nicht die Macht, Landgesetze zu verabschieden, das ist die Abteilung für Landfragen und sogar die könnten das Gesetz nicht erlassen, wenn es kein Land in Hand der Verfassung (des Staates) ist, denn wir werden das nicht erlauben.

PN: Abahlali hat beschlossen, die Wahlen zu boykottieren, nicht zu wählen. Warum wurde diese Entscheidung getroffen und was hofft ihr damit zu erreichen?

Mnikelo: Wir stehen zu unserem Land, und wir respektieren die HeldInnen, die für die Befreiung Südafrikas gestorben sind, die jeder/m BürgerIn das Wahlrecht gaben. Alle waren froh, zu wählen, vor allem 1994, das war das erste Mal. Wir haben gewählt, in der großen Hoffnung, dass Südafrika sich zum Besseren verändern würde.

Die Regierung des Volkes sagte, dass sie erstens, zweitens, drittens und viertens für die BürgerInnen machen würde, wenn sie an die Macht käme. Nach 14 Jahren Ruhe haben wir niemals bekommen, was den Menschen von der Regierung versprochen worden ist, als sie an die Macht kam. Das hat uns frustriert, denn wir haben gewählt, weil wir gehofft haben, dass nach den Wahlen etwas geschehen würde. Als sie dann nach den Wahlen die Dinge nicht umgesetzt haben, die sie uns vor den Wahlen versprochen hatten, waren wir frustriert.

Wir sagten zur Regierung: ‘Regierung, wir haben mehr als einmal gewählt, angesichts der Versprechen von Wohnraum und Land für die SlumbewohnerInnen, und ihr habt niemals etwas von dem gehalten, was ihr versprochen habt. Diesmal werden wir eure Wahl boykottieren, um zu zeigen, dass wir nicht länger an etwas teilnehmen werden, das sich für uns nicht bezahlt macht.’

Wenn wir sagen ‘kein Land, kein Wohnraum, keine Stimme’9, dann nicht, weil wir nicht wählen möchten, sondern weil wir möchten, dass unsere Regierung vor uns rechenschaftspflichtig ist, wir möchten, dass unsere Regierung uns Respekt zollt. Wir haben gesagt ‚wir wissen, dass ihr Häuser nicht innerhalb eines kurzen Zeitraums bauen könnt’, aber was hat die Regierung unternommen, um uns zu helfen?

Vielleicht sollten sie sich ein Übereinkommen einfallen lassen, zwischen den Leuten und der Regierung, dass wir euch innerhalb von zwei Jahren, oder eines Jahres oder innerhalb von fünf Jahren Häuser bauen, denn damit versprecht ihr, dass ihr allen umsonst Häuser bauen werdet. Niemand ist verantwortlich für diese Versprechen, die im Radio und durch die Medien gemacht werden, es gibt keine Akten dazu, wo schwarz auf weiß steht, dass jemand bestimmter verantwortlich ist, wenn das Versprechen niemals eingehalten wird.

PN: Erinnert ihr euch an den großen Ausbruch von Xenophobie in Südafrika? Abahlali beschloss, anders als die Regierung, tatsächlich zu intervenieren, durch Äußerungen und Kampf gegen die xenophoben Angriffe. Warum habt ihr als BarackenbewohnerInnen gefühlt, dass es wichtig war, bei diesen xenophoben Angriffen zu intervenieren?

Zodwa: Als Bewegung spürten wir, dass unsere Schwestern und Brüder aus anderen Ländern die Opfer der Regierung wurden. Sie waren die einfachsten Ziele für die Einheimischen, aber die Frustration war wegen der Regierung, wegen der langsamen Geschwindigkeit, in der Dienstleistungen geliefert wurden, und wegen der nicht erfüllten Versprechen gegenüber der community.

PN: Um zum Ende zu kommen, was ich vor allem fragen wollte – ich weiß, dass ist eine schwierige Frage – was glaubt ihr, war in den letzten drei, vier Jahren der größte Erfolg, den ihr als Bewegung hattet, und David, ihr als Organisation?

Mnikelo: Lange vor der Gründung von Abahlali dachten alle, dass die Leute in den informellen Siedlungen auch einen informellen Verstand hätten. Wir haben ihnen gezeigt, dass wir zwar arm im Leben sein können, aber Gott schenkt uns deshalb nicht nur wenig Verstand.

Ehe Abahlali gegründet wurde, gab es in den Nachrichten nichts über die BarackenbewohnerInnen, sogar die Medien schenkten uns keinerlei Aufmerksamkeit, es war eine vergessene Gesellschaft. Nur vor Wahlen schien es Politikern wichtig, in die Siedlungen zu gehen, um ihre Stimmen zu fangen, danach vergassen sie uns wieder. Aber jetzt gibt es eine Menge Nachrichten über die BarackenbewohnerInnen.

Vor Abahlali hätte ich nie gedacht, dass einE einfacheR BarackenbewohnerIn aufstehen und sagen kann ‚Regierung, ihr liegt falsch!’ und die Regierung vor Gericht bringen kann. Obwohl wir immer noch auf die Ergebnisse des Slumgesetzes warten, um herauszufinden, ob wir gewinnen können oder nicht, haben wir die 99,9%ige Hoffnung, dass wir gewinnen werden, denn wir wissen, dass die Verfassung auf unserer Seite ist. Wir haben in zahlreichen Fällen von Räumungen gewonnen, wenn die lokalen Behörden einfach hergingen und ohne Gerichtsanordnung zerstörten und räumten. Wir haben sie mit unseren eigenen AnwältInnen vor Gericht gebracht, und wir haben von 10 Fällen gegen die Regierung 10 gewonnen!

Auch als die Regierung versuchte, unseren Protest zu verbieten, haben wir sie vor Gericht gebracht und gewonnen! Wir waren niemals in der Situation, einen Fall gegen die Regierung zu verlieren, denn in den meisten Fällen sind die armen Menschen die ehrlichen, und sie sind die Opfer, deren Rechte verletzt werden. Sie haben niemals etwas angestellt, etwas Ungesetzlich getan. Das ist eine große Errungenschaft, denn in der Geschichte Südafrikas haben niemals einfache Leute die Regierung vor Gericht gebracht und dort einen Sieg errungen, einen Sieg, von dem wir hoffen, dass er auch eintritt, wenn das Verfahren um das Slumgesetz zu einem Ende kommt.

David: Ich möchte die Worte des Präsidenten von Abahlali baseMjondolo, S’bu Zikode, zitieren. Drei Worte fallen mir ein: ‚Rückgewinnung, Menschlichkeit, Aktion!’ So beschreibt er die Arbeit der Bewegung Abahlali baseMjondolo, und das spiegelt das Projekt wieder, die Gesellschaft umzugestalten. Als die Bewegung begann, wie Mnikelo sagt, als vergessene BürgerInnen, hat sie die Leute das Bewußtsein gelehrt, wer sie sind, wozu sie sind.

Ich zitiere auch unseren katholischen Bruder, Philipo Mondini, der zurückgegangen ist nach Italien, und der bei einem der Treffen sagte: ‚Wenn ich Menschen aus den Baracken sehe, sehe ich Gott, denn sie sind nicht nur angesichts Gottes erschaffen worden, sondern in ihnen lebt Gott. Wer immer ihre Häuser zerstört, zerstört das Haus Gottes, wer immer sie in das Gefängnis steckt, steckt Gott in das Gefängnis.’ Das spricht für etwas Höheres, es spricht die Frage an, was ist unsere Gesellschaft? Wenn du fragst, was unsere Gesellschaft ist, was die Bewegung als die Verantwortung derer begreift, die unsere Gesellschaft führen? Nun, wenn irgendetwas danach klingt, inhuman und entmenschlichend zu sein, dann steht diese Bewegung dafür, die Menschlichkeit zurück zu erobern.

Zodwa: Wir haben eine Menge erreicht, denn die Hauptidee war es, die Würde der Menschen, die in den informellen Siedlungen leben, zurückzufordern. Das war ein Erfolg, und die Würde der Menschen in den Siedlungen wurde zurückgefordert, ihre Stimmen wurden zurückerobert.

Fussnoten:

1) citizen security communities

2) rural network (RN)

3) anti-eviction campaign (AEC)

4) landless people’s movement (LPM)

5) church land programme

6) association for rural advancement

7) Pietermaritzburg association for christian social awareness

8) Slum elimination bill

9) no land, no house, no vote

Land ist eine politische Frage

http://akkrise.wordpress.com/2010/10/21/land-ist-eine-politische-frage/

Land ist eine politische Frage

Referat von S’bu Zikode vor der Development Action Group National Conference „Sich die Stadt wieder vorstellen: Eine neue städtische Ordnung“

Es ist sehr nett, sich die Stadt neu vorzustellen. Wir können damit beginnen, uns Städte vorzustellen mit guten Wohnbedingungen für alle und dann können wir uns einen leistbaren öffentlichen Transport vorstellen und sichere Straßen und schönen Bäumen, kühlen, schattigen Parks und einladenden Schulen, Kliniken, Büchereien und Sportklubs. Wir können uns wieder und wieder Städte vorstellen, in denen die Menschlichkeit einer/s jeden respektiert wird und wo alle zählen. Es ist wirklich schön, sich eine Stadt vorzustellen, in der niemand wie ein Schwein im Dreck leben muss, wo alle vor Feuern, vor Misshandlungen, Polizeirazzien, Strom-/Wasserabschaltungen, Räumungen und politischen Angriffen sicher sind.

Aber Land und Wohnraum sind die dringendsten Probleme in unseren Städten, und es gibt eine ernsthafte Schwierigkeit bei der Lösung des Punktes Land und Wohnraum in unserem Land. Land kommt vor Wohnen und diese Schwierigkeit taucht auf, wenn wir alle weiter behaupten, dass die Landfrage nicht politisch ist. Solange wir nicht akzeptieren, dass die Landfrage politisch ist, wird diese Schwierigkeit immer mehr Verwirrung stiften.

Die Frage bleibt sehr kompliziert, solange unser Land von PolitikerInnen verwaltet wird, die über den Kampf sprechen und darüber, für die Menschen da zu sein, während sie vorgeben, dass die Landfrage nicht politisch ist. Sie haben die Macht, ihre politischen Muskeln spielen zu lassen, um das Land den Enteigneten zurück zu geben, aber sie ziehen es vor, zu heucheln, dass die Landfrage nicht politisch ist. Wir wissen ganz genau, dass wir diese Enteigneten sind, und dass wir Gerechtigkeit brauchen. Aber die PolitikerInnen und ihre NGOs tun weiter so, als wären wir die IgnorantInnen, die sich in Geduld üben müssen und zur Kenntnis nehmen müssen, dass workshops zur Sicherheit von Feuer und Zwangsumsiedlungen in Transitlager, menschliche Abfallhaufen, echte Entwicklung sind.

Diejenigen, die heute an der Macht sind, haben die Macht, unser Land gerecht und reichlich an die zu verteilen, die kein Land haben. Warum haben sie uns heute betrogen? Die Antwort ist simpel: Würden sie das tun, so würden sie das aufgeben, was sie so mächtig macht.

Das Land zurücknehmen wird niemals einfach sein.

Das Land zurückzunehmen setzt voraus, dass wir die starken Armen werden und bleiben. Vor einem Jahr haben wir eine harte Lektion gelernt. Wir haben gelernt, dass Südafrika nicht wirklich eine Demokratie ist. Den Mittelklassen und sogar den arbeitenden Klassen steht es frei, die Zukunft unseres Landes zu diskutieren. Aber wir, als die Armen, wurden aus der Demokratie geräumt. Wir wurden angegriffen und aus unseren Häusern vertrieben, mit Hilfe der Polizei, während die PolitikerInnen zugesehen haben. Cosatu1 war stumm, und die Menschenrechtskommission blieb stumm. Wir haben gelernt, dass es viele Menschen gibt, die nicht glauben, dass Demokratie auch für die Armen ist.

Wir müssen diese Demokratie für die Armen zu einer Wirklichkeit machen. Deshalb brauchen wir Verbündete unter den Gruppen, die in Südafrika selbst denken und für sich selbst sprechen dürfen. Sie müssen ihre Freiheit und ihre Sicherheit einsetzen, um an unserer Seite zu stehen und uns zu verteidigen, während wir um unsere eigene Freiheit kämpfen. Unsere Organisationen und Bewegungen müssen eine lebendige Solidarität mit fortschrittlichen Organisationen, Gewerkschaften, ExpertInnen auf allen besonderen Gebieten, Individuen und aktiven BürgerInnen im allgemeinen schmieden. Wir müssen eine mächtige, landesweite Allianz für städtische Reformen schaffen, die jederzeit bereit ist, das Recht der Armen, selbst zu denken, zu sprechen und sich selbst zu organisieren, verteidigt. Diese Allianz muss politisch sein und willens, den Staat und die Reichen dazu zu zwingen, dem Volk zu gehorchen. Es muss klar sein, dass der soziale Wert von Land vor seinem geschäftlichen Wert kommt. Sie muss willens sein, echte Aktionen zu setzen, um das durchzusetzen. Deshalb muss sie unabhängig vom Staat sein. In unserer Analyse „Slum Dwellers International“2 gibt es einen Ansatz von oben herab, vom Staat und den Reichen, um die Armen zu kontrollieren, indem sie uns eintrichtern, dass wir unsere Unterdrückung zu akzeptieren hätten.

Einige von uns haben bereits die Reise zu einer neuen städtischen Ordnung angetreten, nicht nur, indem sie in kühlen Büros sitzen, sondern indem sie in den communities schwitzen, in denen wir fleissig am Organisieren sind, Bewusstsein schaffen und sich selbst vermitteln, während wir organisieren und selbst organisiert werden durch öffentliche Selbstbildung, Treffen, Lager und Proteste. Einige von uns haben bereits unsere Häuser in unserem Geburtsland verloren, als Strafe für unseren Kampf um Zugang zu gut gelegenem Land. Uns ist sehr klar geworden, dass gut gelegenes Land uns niemals per Flugzeug zugestellt werden wird, sondern durch Schweiß, Schläge, Verhaftungen, und Lügen, Wasserwerfer, Gummigeschosse und scharfe Munition oder sogar den Tod. Das ist der Preis, den zu zahlen die, die ernsthaft eine Neue Städtische Ordnung möchten, bereit sein müssen.

Mensch kann keine ernsthafte Diskussion über die städtische Krise beginnen, während die Armen weiterhin von den Konversationen, die darauf abzielen, eine wirklich neue städtische Ordnung, die für alle da ist, aufzubauen, ausgeschlossen bleiben. Diese Diskussionen erst beginnen, wenn die Enteigneten, diejenigen, die nicht zählen, etwas zählen. Vor langer Zeit haben wir beschlossen, die Situation, dass einige Leute über die Armen sprechen, und sogar für die Armen sprechen, ohne jemals mit den Armen gesprochen zu haben, nicht mehr zu akzeptieren. Wir haben auch einen Preis bezahlt für diese Entscheidung, aber wir werden immer an ihr festhalten.

Zweifellos ist die Arbeit der Intellektuellen, der StadtplanerInnen, IngenieurInnen, ArchitektInnen und anderer Professionisten kritisch. Wir brauchen ihr Können. Aber solange sie bei sich selbst bleiben, ist ihr Wissen sehr fragil. Wir müssen unsere Städte gemeinsam planen. Ich bin weiterhin überzeugt davon, dass wenn die ganze Arbeit der städtischen ExpertInnen isoliert von den Armen geschieht, von diejenigen, die von ihr profitieren sollen, dass das das Problem nicht lösen wird. Das erste Problem ist, dass trotz all ihrer Ausbildung die ExperInnen oft echt ignorant sind gegenüber den wirklichen Bedürfnissen der Leute. Das zweite Problem ist, dass die Ideen von ExperInnen, selbst gute Ideen, die den Bedürfnissen der Leute entsprechen, selbst keine Macht haben. Eine Idee kann erst dann in die Welt treten und die Welt verändern, wenn hinter ihr eine lebendige Kraft steht. Eine Idee, die von den organisierten Armen gemeinsam mit den städtischen ExpertInnen ausgearbeitet wird, wird eine lebendige Kraft hinter sich haben, sobald die organisierten Armen sie als ihre eigene akzeptieren.

Die Frage von Land und Planung ist zu politisch, viel mehr politisch, als sie von vielen von uns begriffen wird. Sie ist allzu politisch, und trotzdem geben der Staat und die gefühllosen BeraterInnen vor, dass es sich bloß um eine geo-technische Machbarkeit handelt, die bestimmt, was gebaut wird, wo und wann. Das ist in vielen communities in Abahlali baseMjondolo-Siedlungen offensichtlich geworden. Leute haben gut gelegenes Land entdeckt und dieses Land selbst besetzt. Aber immer wieder, dass das, was den Armen als gut gelegenes Land erscheint, es für den Staat und die BeraterInnen nicht ist, und was ihnen gut gelegenes Land scheint, ist es für die Armen nicht. In der Siedlung Kennedy Road hat die Gemeinde immer technische Berichte verwendet, um Räumungen zu rechtfertigen. Ihre Berichte haben immer ausgesagt, dass das Land nicht gut sei für menschliches Wohnen, während unsere MittelklassenachbarInnen über der Straße ihren Aufenthalt genießen. Alles, was wir brauchen, ist Landbesitz, Infrastruktur und dann eine Verbesserung. In Protea South und Thembalihle in Johannesburg heißt es, das Land, dass die Armen entdeckt und für sich selbst besetzt haben, zu gut für sie ist. Aber das ist nicht gesagt. Dolomit ist das einzige schreckliche Biest, das eingesetzt werden kann, um zu erschrecken und Räumungen zu rechtfertigen.3

In seiner Rede an die Nation hat Msholozi selbst seine Regierung darauf verpflichtet, mehr als 6.000 Hektar gut gelegenes Land für die Armen zu erwerben. Dieses Versprechen kam als Antwort auf den Kampf der Armen in den Städten im ganzen Land. Wenn der Staat dabei versagt, dieses Land zu erwerben und zu verteilen, dann wird es offensichtlich nichts geben, das die Leute davon abhalten kann, selbst solch gut gelegenes Land zu entdecken und zu besetzen. Wir unterstützen eine derartige Bewegung voll und ganz. Wenn die Allianzen, die wir mit den Kirchen, Gewerkschaften, den Intellektuellen und den städtischen ExperInnen aufbauen wollen, uns dabei unterstützen, dann werden wir wissen, dass sie wirklich auf unserer Seite sind. Denn solange im Dreck und den Feuern leben und sterben müssen, ist jede Politik des Ruhigbleibens bloß ein anderer Name für Unterdrückung.

Aber der Punkt von Msholozi’s Versprechen ist nicht nur die Frage, ob er 6.000 Hektar erworben und verteilt hat. Es gibt auch die Frage, wer entscheidet, was gut gelegenes Land ist und was nicht. Land sollte nicht nur dann als gut gelegen betrachtet werden, wenn der Staat es so bezeichnet. Die Armen haben ein Recht darauf, Land als für sie gut gelegen zu definieren. Wenn unsere Städte gerechte Städte werden sollen, dann müssen wir als Arme uns stärker machen, durch weitere Organisierung und Mobilisierung. Wir werden die ganze Courage brauchen, die bei den Besetzungen von Symphony Way und Macassar Village hier in Kapstadt gezeigt worden ist. Unsere Städte brauchen eine starke Führung durch die Armen mit einem echten Bewusstsein darüber, dass die Landfrage eine fragile Frage bleibt. Organisierung, Mobilisierung, aktive BürgerInnenbeteiligung und ein klares politisches Bewusstsein werden eine demokratische Rebellion ermöglichen, die den Willen des Volkes gegenüber dem Willen der wenigen, die unsere Städte bauen, durchsetzt. Die Übergabe von Land an die Armen und sogar an die arbeitenden Klassen benötigt radikale Aktion. Sie benötigt eine Aktion minimalen Transktionen. All diese Formalitäten und Protokolle zielen auf die Reichen und gegen die Armen ab und haben deshalb viele Informalitäten hervorgebracht, was zur Schaffung von informellen Siedlungen geführt hat.

Unsere neue städtische Ordnung kann nur verwirklicht werden, wenn das Land, das bereits von den Armen besetzt wurde, ihnen mit der vollen Sicherheit von Landtiteln übergeben wird. Wenn nicht mehr Land für diejenigen verfügbar gemacht wird, die noch immer nicht in gut gelegenen Gegenden leben, dann können die Armen selbst neues Land finden. Der Staat hat eine Pflicht, in unsere communities zu investieren und unsere Besetzungen zu unterstützen, indem er die Infrastruktur aufbaut und aufrecht erhält, lange ehe er auch nur daran denkt, subventionierte Wohnprojekte zu errichten. Landbesitz muss zuerst kommen, dann die Dienstleistungen und die Infrastruktur und dann (erst) die Wohnprojekte.

Der Trend zur Stadterweiterung in unseren Städten zeigt, dass wir in naher Zukunft nicht genug Land haben werden. In diesem Fall könnte es die Überlegung wert sein, an verdichtete Entwicklungsprojekte und dezentralisierten Zugang zu allen sozio-ökonomischen Annehmlichkeiten zu denken, auf dass eine neue Planung beginnt. Aber ohne faire Debatten und offne Räume für solche Unterhaltungen aller und auf allen Ebenen wird daraus nichts werden, und falls doch, so wird es nicht in einer gerechten Weise errreicht werden.

Unser Kamp und jeder echte Kampf besteht darin, den Menschen in das Zentrum unserer Gesellschaft zu stellen, und mit den Enteignetsten zu beginnen, und das sind die Obdachlosen. Das Wegwaschen des politischen Diskurses und das Umdeuten der fragilen politischen Landfrage in eine komplizierte technische Frage wird niemand von uns helfen. Die Organisierung der Armen, die in unseren verärgerten Räumen stattfindet, ist für jede Veränderung äußerst wichtig. Und in diesen Diskussionen der Armen, die marginalisiert sind, weil sie in unserer Gesellschaft nicht zählen, liegen einige der entscheidenden Antworten, die die meisten von uns nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Anstatt das Übel zu benennen, das aus der Armut kommt, werden die Armen selbst angemacht. Die Opfer eines üblen Systems stellen fest, dass sie selbst als üble Typen präsentiert werden. Der Staat und diejenigen, die weiterhin auf Kosten der Armen im Luxus leben, betrachten die Forderungen der Armen als illegitim und grundlos. Tatsächlich sind unsere Forderungen die legitimsten von allen in unserer Gesellschaft, und die begründetsten, denn wir leben unter den schlimmsten Bedingungen. Die Forderungen derjenigen mit dem meisten Geld und der größten Macht sind die am wenigsten legitimierten. Die Logik ebenso wie die Gerechtigkeit sind auf Seiten unseres Kampfes, den Willen der vielen gegen den Willen der wenigen durchzusetzen, was der einzige Weg ist, unsere Vorstellungen einer neuen städtischen Ordnung zu verwirklichen.

Ich danke Ihnen allen.

Fussnoten:

1) Gewerkschafts-Dachverband von Südafrika

2) SlumbewohnerInnen international

3) „Zum einen ist Dolomit die Sorte Fels, die rund um Johannesburg üblich ist. Es ist nicht sicher, auf Dolomit zu leben, denn es kann zu Einbrüchen des Felsbodens kommen. Aber das Vorkommen von Dolomit wird oft als Vorwand für Räumungen genommen – als ein technischer Grund und ‚im Interesse der Sicherheit’. Manchmal werden Menschen ‚im Namen von Dolomit’ geräumt und stellen danach fest, dass später an derselben Stelle ein Einkaufszentrum errichtet wird.“ Erklärung von südafrikanischen GenossInnen auf unsere Anfrage, was dieser Satz zu bedeuten hat.